
Constantin von Hoffmeister
In der Kathedrale aus Stahl und Neonlicht, wo Trump einst die Abschiebung von Millionen ankündigte, stehen die Bänke nun leer. Das von ihm verkündete Urteil, das zunächst im eigenen Land vollstreckt werden sollte, wo jeder illegale Aufenthalt, mit aller Härte geahndet werden sollte, ist vom Tisch.
Keine Abschiebungskolonnen, kein donnernder Exodus. Stattdessen wendet sich Amerika erneut gen Osten, verführt von Zaubersprüchen, die in die Kriegsschriften alter Kriegstreiber eingraviert sind. Die Abschiebungsmaschinerie rostet still vor sich hin, während Air-Force-Bomber über dem Wüstenhimmel ihre Einsätze proben.
Der Geist Edgar Allan Poes wandelt durch die Marmorkorridore des Pentagon und rezitiert Verse aus ›The Conqueror Worm‹ [dt.: ›Der Erobererwurm‹], als wolle er sagen: Der Vorhang hebt sich, die Tragödie beginnt von Neuem, und der Narr trägt eine Krone aus fremden Sternen.
Der Iran – uralt und verschleiert – steht vor dem amerikanischen Imperium wie das Haus Usher vor seinem Einsturz: majestätisch, zitternd, voller Prophezeiungen und Trauer. Trump liest aus Pergamentrollen, die ihm von fremden Händen überreicht wurden, und verspricht Krieg unter Halbmonden und Ölfackeln.
Der Traum amerikanischer Souveränität zerbröckelt unter dieser fremden Loyalität – einer Hingabe, die Washington enger an das Schicksal Jerusalems bindet als an die rostenden Städte der Appalachen oder die Betonwunden Chicagos. Man könnte meinen, der durchscheinende Poe weine im Schatten von Langley, wo Drehbücher fremden Blutvergießens wie heilige Schriften geteilt werden. Der heilige Boden Irans trägt nun die Zeichen amerikanischen Zorns, während die Amerikaner arbeitslos und süchtig umherirren und um eine andere Erlösung beten.
Der Verrat trägt keine Maske. Er geht bei Tageslicht, mit Parolen der Größe, die sich in Raketen und Sanktionen verwandelt haben. Während Grenzstädte von Gewalt durchbohrt werden, während Städte nach Ordnung schreien, spricht Trump die Sprache der Apokalypse – reserviert für persische Ohren.
Der Traum von ›America First‹ löst sich auf und weicht einer Vision, getränkt in alttestamentarischem Feuer, übersetzt durch Netanjahus Emissäre und verkauft als Strategie. Der Iran wird zur Bühne, zum Sündenbock, zum Opferaltar. Die Abschiebungen verblassen wie das Schlagen eines verräterischen Herzens unter dem von Ehrgeiz und falschen Allianzen gesäumten Parkett. Der Krieg hat keine Poesie –obwohl sie ihn so inszenieren, als würde die Offenbarung selbst diese Abrechnung verlangen.
Über die windgepeitschten Hochebenen des Iran, wo Dichter einst vom Aufblühen der Tulpen aus dem Blut der Märtyrer sangen, summen amerikanische Drohnen nun Klagelieder im Rhythmus deseines mechanisierten Evangeliums. Trump, der einst von der Heiligkeit von Mauern sprach, spricht nun von der Heiligkeit der Schläge: Präzision, Vergeltung, Reinigung durch Feuer.
Die Falken haben ihn überzeugt – vielleicht durch Träume, vielleicht durch Visionen, gemalt in Öl und mit göttlichem Auftrag –, daß der Iran der Schlüssel zur Stabilität sei. Doch der Schlüssel der Neokonservativen öffnet keine Tür auf amerikanischem Boden. Stattdessen schließt er die Nation in ein Grab in Form eines Außenpostens ein, schwer von Sand und Verhängnis. Tief in den Gewölben von Schiras und Qom erwacht der Geist des Widerstands, gehüllt in Gewänder der Vergeltung, betend zum Himmel, während erneut Raben kreisen.
Jeder Schritt in Richtung Iran ist ein Schritt weg vom Gründungseid. Die Republik, einst souverän und durch Blut mit ihrem Volk verbunden, vollzieht nun Rituale, die von den Priestern des ewigen Krieges diktiert werden. Amerikanische Jugendliche bluten für Interessen, die sie nicht benennen können, für Götter, die sie nicht verehren, in Ländern, die sie nicht kennen.
Poes Präsenz ist in jedem Besprechungsraum zu spüren, seine Stimme rauscht wie ein verfluchter Wind und fragt immer wieder: „Ist alles, was wir sehen oder zu sehen glauben, nur ein Traum in einem Traum?“ Die Antwort kommt in Form von Schockwellen aus Isfahan, den Schreien aus den Gassen von Damaskus, der Stille einer unbewachten Grenze. Die Heimat, der ein neues goldenes Zeitalter versprochen wurde, erhält nur Ablenkung, verpackt in patriotischen Farben.
Letztendlich dient der Krieg mit dem Iran keinem innenpolitischen Zweck. Er wird zu einem Spiegel, der nach innen gerichtet ist und den Niedergang Amerikas in die Knechtschaft widerspiegelt, das sich nicht seinem eigenen Blut, seinem eigenen Boden, seinem eigenen Schicksal verschrieben hat.
Die Raketen, die auf Atomanlagen in Natanz gerichtet sind, singen kein Wiegenlied für zerbrochene Familien in Texas. Die Kriegsgesänge hallen von Gaza bis Golestan wider, ohne jemals durch die zerstörten Fabriken von Flint zu hallen. Was versprochen wurde – Ordnung, Identität, Abrechnung – ist stattdessen zu einem Theater des Feuers geworden, inszeniert von unsichtbaren Händen.
Der Vorhang fällt. Poe steht am Rand der Bühne, den Hut in der Hand, während ein einsamer Rabe zusieht, wie die Kuppel des Kapitols in der Dämmerung verschwindet.
Quelle: https://www.eurosiberia.net/p/trump-chooses-warpath-over-deportations
Nach zuletzt wohlmeinender Kritik, nun wieder „summa cum laude“!
Er wird zu einem Spiegel, der nach innen gerichtet ist und den Niedergang Amerikas in die Knechtschaft widerspiegelt, das sich nicht seinem eigenen Blut, seinem eigenen Boden, seinem eigenen Schicksal verschrieben hat.
So etwas Schönes habe ich zum Thema noch nicht gelesen. Ob der einfache Amerikaner begreift, daß er seit dem Sezessionskrieg 1865 für fremde Leute sein europäisches Blut vergießt? Damals war es für die Baumwoll- Zwischenhändler an der Ostküste, die sich 1913 der Banken und Medien bemächtigt haben. Es waren dieselben, die für den Balfour-Vertrag den I. WK in die Länge zogen. Nun haben sie ihr Israel, aber nicht alle Juden der Welt wohnen dort, im Gegenteil, die sitzen in/hinter allen Regierungen der Welt. Ob das die Masse endlich begreift?