Constantin von Hoffmeister

22. September 2024

 

Der Wahlerfolg der AfD (Alternative für Deutschland) im mitteldeutschen Bundesland Brandenburg mit annähernd 30 % der Stimmen markiert einen entscheidenden Moment in der politischen Entwicklung Deutschlands, der mit der wachsenden Welle des konservativen Nationalismus in Ost- und Mitteleuropa einhergeht. Nach den anderen mitteldeutschen Bundesländern Thüringen und Sachsen ist Brandenburg nun das dritte deutsche Bundesland, in dem die AfD zu einem wichtigen politischen Akteur geworden ist. Dieser Trend zeigt den tief verwurzelten Wunsch der Region, ihre Souveränität vom liberalen, kosmopolitischen Geist Westeuropas zurückzugewinnen.

Betrachtet man diese Ereignisse durch die Brille Friedrich Nietzsches, so erkennt man eine monumentale kulturelle Spaltung – eine, die die alte Ost-West-Spaltung beschreibt, aber mit neuen Akteuren und neuen existenziellen Herausforderungen. In Nietzsches Worten erleben wir den Aufstieg eines „Osteuropas“, nicht in geografischer Hinsicht, sondern im Geiste, eine Bastion der letzten Überreste von Stärke, Widerstandsfähigkeit und traditionellen Werten, so wie Byzanz einst als Bastion der Kontinuität stand und das Erbe des Römischen Reiches und des orthodoxen Christentums bewahrte, während Westeuropa nach dem Untergang des Weströmischen Reiches in politische Zersplitterung verfiel. Nietzsche bemerkte einmal:

deutsche Nation, die mit einem beneidenswerthen Appetit fortfährt, sich von Gegensätzen zu nähren und den ‚Glauben’ so gut wie die Wissenschaftlichkeit […] ohne Verdauungsstörungen hinunterschluckt.

Dieses Zitat ist in seiner erweiterten Bedeutung eine beißende Kritik am heutigen Westdeutschland, das sich von Widersprüchen hat verschlingen lassen. Der Westen behauptet, die „Freiheit“ hochzuhalten, schränkt aber den Diskurs durch die rechtliche Durchsetzung der politischen Korrektheit ein. Er feiert die „Vielfalt“, während er kulturelle Unterschiede homogenisiert.

Der Erfolg der AfD in Brandenburg und der anhaltende Aufstieg der konservativen Kräfte im Osten sind eine Revolte gegen diese ideologische Verwirrung, eine Ablehnung der liberalen Paradoxe, die Westeuropa beherrschen. Hier, im Erfolg der AfD, könnte Nietzsche den Beginn eines Volkes sehen, das sich endlich weigert, die Widersprüche seiner Zeit zu schlucken, und stattdessen eine klare und entschiedene Ablehnung des moralischen Relativismus und der Dekadenz des Westens zum Ausdruck bringt.

Was wir in Brandenburg, Thüringen und Sachsen erleben, ist nicht nur ein politischer Wandel, sondern ein kulturelles Wiedererstarken. Nietzsche beklagte oft, daß

den deutschen Historikern der große Blick für den Gang, für die Werthe der Cultur gänzlich abhanden gekommen ist, daß sie allesamt Hanswürste der Politik (oder der Kirche) sind: dieser grosse Blick ist selbst von ihnen in Acht gethan.

Diese Erkenntnis klingt im aktuellen Kontext Westdeutschlands schmerzlich wahr, das die tiefen kulturellen Instinkte, die es einst groß gemacht haben, völlig aufgegeben hat. Der Aufstieg der AfD stellt jedoch eine teilweise Wiederherstellung dieser Vision dar – ein Versuch, sich von den Marionettenfäden sowohl der liberalen Politik als auch eines hohlen, institutionalisierten Christentums zu befreien.

Diese Revolte im Osten richtet sich nicht nur gegen Masseneinwanderung oder wirtschaftliche Ungleichheit. Sie richtet sich auch gegen den seichten Materialismus und die geistige Ohnmacht, die den modernen Westen kennzeichnen.

Man kann die tiefgreifenden Botschaften der Geschichte in diesem Moment nicht außer acht lassen. Die wachsende Kluft zwischen Ost und West, die jetzt im Triumph der AfD in Mitteldeutschland deutlich sichtbar wird, spiegelt einen uralten Bruch wider, bei dem der Westen wieder einmal in eine Spirale des Verfalls gerät, während der Osten sich als Festung der Disziplin, des Glaubens und der Tradition erhebt. Da Orbán in Ungarn und Putin in Rußland zu Wächtern konservativer Stärke aufgestiegen sind, ist die Parallele unbestreitbar. Der Aufstieg der AfD ist kein isoliertes Aufflackern, sondern ein Signal für einen größeren Wandel auf dem gesamten Kontinent – ein Wiederaufleben eines widerstandsfähigen, trotzigen und gegenüber globalistischen Wahnvorstellungen unnachgiebigen Osteuropas. Hier liegt die letzte Bastion der europäischen Identität, die dem Zusammenbruch des Westens in die Bedeutungslosigkeit standhält.

Nietzsches Kritik an der Moderne ist im heutigen gesellschaftspolitischen Umfeld von erschreckender Aktualität. Er sprach von einer deutschen Unsauberkeit sich selbst gegenüber und erklärte:

Das, was in Deutschland ‚tief‘ heisst, ist genau diese Instikt-Unsauberkeit gegen sich […] man will über sich nicht im Klaren sein.

Dieser innere Mangel an Klarheit zeigt sich schmerzhaft in den Widersprüchen der westdeutschen Politik, wo der Wunsch nach Humanität die Realität der zunehmenden sozialen Fragmentierung verschleiert. Im offensichtlichen Gegensatz dazu haben die Anhänger der AfD in Brandenburg und darüber hinaus eine klare Vision für die Zukunft: Sie lehnen die globalistische Agenda ab, sie lehnen Masseneinwanderung ab und sie lehnen die ideologische Tyrannei der westlichen „Eliten“ ab. In diesem Sinne markiert der Erfolg der AfD das erste Mal seit Jahrzehnten, daß ein deutsches Volk, zumindest im Osten, Klarheit der Unklarheit und Entschlossenheit der Verwirrung vorzieht.

Die weitreichenden kulturellen Auswirkungen des Aufstiegs der AfD können nicht genug betont werden. Wir treten in ein Zeitalter ein, in dem Europa erneut zwischen Ost und West geteilt sein wird, aber diesmal sind die Rollen vertauscht. Während der Westen einst der strahlende Leuchtturm der Kultur, Stärke und Vitalität war, ist es nun der Osten, der als letzte Zuflucht der europäischen Zivilisation gilt.

In den Worten Martin Heideggers ist der Westen ein ‚Niemand’, dem alles Dasein im Untereinandersein sich je schon ausgeliefert habe, ergeben, der amorphen, im Verfall begriffenen Kraft des ‚SIE’, einer Masse, die sich durch die Abwesenheit eines Selbst definiert. Westeuropa mit seinen technokratischen Eliten, seinem Fetisch für offene Grenzen und seiner nihilistischen Umarmung des Relativismus hat sich diesem ‚SIE’ ergeben und dabei jegliches Gefühl für individuelle und nationale Identität aufgegeben.

Der Osten hat sich dieser Auflösung hingegen widersetzt. Der Erfolg der AfD in Brandenburg ist ein Zeichen für diesen Widerstand, ebenso wie die breitere „konservative Welle“ in Ungarn, Polen und Rußland. Im Osten finden wir Menschen, die sich noch daran erinnern, wer sie sind, und in dieser Erinnerung liegt das Potenzial für eine kulturelle Wiedergeburt Europas. Dies ist jedoch nicht nur ein politischer Konflikt – es ist existenziell. Heidegger sagte:

Die Größe des Menschen bemißt sich nach dem, was er sucht, und nach der Inständigkeit, kraft deren er der Suchende bleibt. 

Wonach strebt der Westen? Nach Bequemlichkeit, Leichtigkeit und der Unterdrückung von Konflikten auf Kosten seiner eigenen Identität. Wonach strebt der Osten hingegen? Nach einer Rückkehr zu Ordnung, Tradition und der Verteidigung seines kulturellen Erbes. Die Dringlichkeit dieses Suchens, dieses Strebens, Verlorenes zurückzugewinnen, macht die konservativen Bewegungen des Ostens zur letzten Hoffnung Europas. Als das Weströmische Reich zerfiel, hielt Byzanz stand und bewahrte und verteidigte das römische Recht und die griechische Kultur – Werte, die die osteuropäische Zivilisation über Jahrhunderte hinweg beeinflussen und prägen sollten. Heute ist eine ähnliche Dynamik im Spiel. Westeuropa treibt ziellos dahin, während der Osten durch seinen mutigen Kampf gegen die Kräfte der Auflösung den einstigen Ruhm des alten Kontinents zurückerobert.

Der Erfolg der AfD in Brandenburg ist in diesem Licht nicht nur ein politisches Ereignis, sondern ein Vorbote eines tieferen kulturellen und existenziellen Wandels. Wie die silbernen Hufe eines mächtigen Heeres, das sich in einem vergessenen valusischen Königreich in Szene setzt, bedeutet der Aufstieg der AfD das Wiedererwachen eines tieferen europäischen Geistes – eines Geistes, der sich weigert, im Nebel des Relativismus und des Verfalls zu verschwinden.

Es ist eine Absage an die „Einöde voller Barbaren“ (Robert E. Howard), eine Weigerung, kampflos in die Vergessenheit der Geschichte zu geraten. So wie die goldenen Turmspitzen der alten Völker einst die Sterne spalteten, so versuchen auch diese wiederauflebenden Kräfte, einen Weg nach vorne zu erhellen, selbst wenn der Westen in der Dunkelheit verschwindet.

Nietzsche könnte dies als die letzte große Schlacht um die Seele Europas betrachten – eine Schlacht, die darüber entscheiden wird, ob Europa wieder zu seiner früheren strahlenden Macht aufsteigen kann oder ob es in Vergessenheit gerät und im Nebel der Zeitalter versinkt.

Quelle: https://www.eurosiberia.net/p/the-nietzschean-rise-of-the-afd

 

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