Andrea Marcigliano

Zwischen Peking und Washington herrscht mittlerweile Krieg. Ein Kalter Krieg, selbstverständlich – doch immer offenkundiger. Und immer näher an der Gefahr, aufzutauen. Und wirklich zu entflammen.

Die Führung in Peking scheint daran keinen Zweifel zu haben: Das vorrangige Ziel der USA ist es, China einzukreisen, politisch zu isolieren und seine wirtschaftliche Entwicklung zu hemmen.

In diesem Sinne wird auch der Versuch interpretiert, die Beziehungen zu Moskau zu entspannen. Washington versucht, die desaströse russische Front zu schließen, um sich auf sein eigentliches Problem – und Hauptziel – konzentrieren zu können: China.

Denn jenseits der NATO-Phantasien und der wirren Biden-Ära war das Hauptproblem des Weißen Hauses schon immer Peking.

Und Xi Jinping weiß das sehr wohl.

Die Lage ist jedoch äußerst komplex. Denn die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und China sind ein enges, schwer zu entwirrendes Geflecht. Und sie erlauben keinen unmittelbaren militärischen Zusammenstoß der beiden Mächte.

Ein Zusammenstoß, den die Analysten der chinesischen Streitkräfte allerdings für unvermeidlich halten – wenn auch in einer noch unbestimmten Zukunft.

Peking hingegen hat Geduld. Es bewältigt die Gegenwart und bereitet sich auf die Zukunft vor. Ohne Eile. Auch weil die chinesische Führung überzeugt ist, daß die Zeit für sie arbeitet.

Amerika dagegen denkt anders. Es hat es eilig. Oft zu eilig. Und versucht, Schutzwälle um die – vor allem wirtschaftliche – Expansion Chinas zu errichten.

Es setzt die asiatischen Länder unter Druck, sich dem chinesischen Handel zu entziehen. Doch das ist ein schwieriger Weg. Denn der amerikanische Druck bringt für diejenigen, die ihn erdulden müssen, keinerlei Vorteile.

Im Gegenteil – er wird immer offenkundiger zu einer Last. Einer schweren Last.

 Peking oder – vereinfacht gesagt – Xi Jinping rechnet damit. Und fördert wirtschaftliche Hilfen für alle – oder fast alle – Länder der Region. Oft ohne Rückzahlungsverpflichtung.

Eine ausgeklügelte Strategie. Ein Handelskrieg, der darauf abzielt, den allgegenwärtigen Einfluß Washingtons zu beseitigen.

Gleichzeitig vertieft China seine Beziehungen zu Putin so weit wie möglich. Dabei setzt er darauf, daß dieser mittlerweile den amerikanischen Zusicherungen mißtraut – die ohnehin kaum etwas wert sind. Zumal ein Präsidentenwechsel nach Trump die sogenannten Zeiger der Geschichte weit zurückdrehen und Szenarien eines totalen Krieges wieder eröffnen könnte.

Und dann der Nahe Osten. Obwohl Peking offiziell ein neutrales Profil wahrt, hat es unmißverständlich zu erkennen gegeben, daß es die ethnische Säuberung in Gaza nicht tatenlos hinnehmen wird und auch nicht die totale amerikanische Hegemonie über für China lebenswichtige Handelshäfen.

Wie gesagt, es weht ein Wind des Krieges. Ein Wind, der freilich noch kalt ist – zumindest vorerst.

Quelle: https://electomagazine.it/venti-freddi-di-guerra/