Dr. Giorgio Locchi

 

Als die Vertreter der ›Konservativen Revolution‹ nur gegenwartsbezogen gedacht haben, dachte Martin Heidegger aus der Zukunft.
Sein Verdienst ist zu umfassend, um bisher richtig erkannt zu sein:
Der Philosoph hat uns immerhin nicht weniger als den Weg zu einer rechten Auffassung der Geschichte und der geschichtlichen Freiheit des Menschen eröffnet.

 

 

Daß die Weltanschauung der ›Konservativen Revolution‹ im „Ober-Leitbild der ewigen Wiederkehr”[1] gründet, hat Armin Mohler in seinem mittlerweile berühmten „Handbuch”[2] ausführlich gezeigt. In den Kreisen, die sich heute noch auf das Erbe der ›Konservativen Revolution‹ berufen, ist diese Einsicht Allgemeingut geworden, aber allzuoft wird die „ewige Wiederkehr” als ein Bild der „kyklischen”, im Kreise laufenden, eindimensionalen Zeit mißverstanden.

Wohl hatte Armin Mohler vor einer solchen Interpretation gewarnt, aber die Weise, wie er das „kyklische” Bild der ewigen Wiederkehr in scharfen Gegensatz zu dem christlich-abendländischen „linearen”, „einsinnigen” (unumkehrbaren) Zeitbild stellt, kann zu Mißdeutungen führen. Entscheidend bleibt immerhin seine nachdrückliche Feststellung (wobei er auf Nietzsche verweist), daß nicht der (heidnische) Kreis, sondern „die Kugel das bessere Gegenbild zur geraden, einsinnigen Linie” sei.

„Sie (die Kugel)”, schreibt er, „bedeutet für den Kykliker, daß in jedem Augenblick alles eingeschlossen ist, daß Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenfallen. In ihrem Zeichen füllt sich für ihn die entleerte Welt wieder, und das verflüchtigte Sein schießt in den erfüllten Augenblick ein.”

Damit gelangt Mohler zur Aufdeckung der Dreidimensionalität der im Bilde der ewigen Wiederkehr erahnten Geschichtszeit, doch er verbietet sich leider jedes weitere Eindringen in diesen Gedanken aus der Überzeugung, das Bild der Wiederkehr sei „nicht logisch faßbar”.

Gewiß hat Mohler nicht ganz unrecht, wenn er diese logische Unfaßbarkeit des Wiederkehr-Leitbildes behauptet und ihren Grund in „unserer von zweitausend Jahren Christentums geformten Sprache” findet und aufzeigt.

„In alle Worte” bemerkt er, „sind die Bedeutungen des linearen Weltbildes eingeflossen, auch dort, wo die Worte ursprünglich anderes bedeutet haben mögen. Unsere heutige Sprache ist linear; jede lineare Sprache aber ist eine verstandesmäßige Sprache. Oder, anders ausgedrückt: sie wirkt sozusagen nur in einer Dimension und versperrt sich dem Ineinander mehrerer Dimensionen. Sie schreitet von einem zum andern weiter, und woran sie vorbeigeschritten ist, das ist erledigt. Nur in der dichterischen Sprache ist noch Erinnerung an andere Möglichkeiten erhalten. So können wir vom Weltbild der Wiederkehr nur entweder in linearen Umschreibungen oder in dichterischer Form sprechen.”

Das ist alles nahezu richtig, bis auf die Behauptung, unsere Sprache enthalte noch „Erinnerung” an andere Möglichkeiten als diejenige des linearen Zeitbildes. Vor dem Aufkommen des Wiederkehr-Bildes im XIX. Jahrhundert (bei Wagner und Nietzsche)[3] hat sich der Mensch die Zeit immer „linear” gedacht: Der heidnische „Kreis” ist ebenso linear wie die christlich-abendländische Zeitparabel zwischen Anfang und Ende.

Das dreidimensionale Zeitbild ist historisch neu. Wenn die Dreidimensionalität der Geschichtszeit „nicht logisch faßbar” erscheint, dann geschieht dies ja, weil die Begrifflichkeit der gegebenen herkömmlichen Sprache nur von linearen Zeitvorstellungen geprägt ist. Sprachen aber wandeln sich, können verwandelt werden. Anders steht es wohl mit der sinnlichen Vorstellbarkeit einer dreidimensionalen Zeit. Eine solche Zeit bleibt sinnlich unvorstellbar, sowie auch das vierdimensionale Kontinuum sinnlich unvorstellbar ist. 

Unsere Sinne sind biologisch bedingt, und alles Leben ist als solches in einem dreidimensionalen Raum und in einer eindimensionalen, „einsinnigen” Zeit gegeben. Sinnliche Unvorstellbarkeit heißt aber nicht logische Unfaßbarkeit, heißt nicht Undenkbarkeit: Und so, wie wir ein vierdimensionales physikalisches Kontinuum denken und besprechen können, können wir eine dreidimensionale Geschichtszeit denken und für diesen Gedanken eine adäquate Sprache zu erarbeiten versuchen.

Mohler weist der ›Konservativen Revolution‹ ein „weltanschauliches” Denken zu, also ein Denken in Bildern statt in Begriffen. Er „vermutet” sogar, der Gegensatz zwischen der ›Konservativen Revolution‹ und der christlich-abendländischen Welt „habe seine Wurzel im Kampfe zwischen Bild und Begriff”. Das stimmt: die ›Konservative Revolution‹ ringt gezwungener Weise mit der gegebenen, überlieferten Sprache, deren Begriffe eben von den christlich-abendländischen Grundsätzen abgeleitet sind.

Weil die von der herkömmlichen Sprache behaupteten Begriffe nicht den Grundsätzen der ›Konservativen Revolution‹ entsprechen, greift diese zu Leitbildern, um jene Begriffe – die Logik der Sprache vergewaltigend – zu sprengen. Mohler nennt dieses Denken in Bildern, wie gesagt, „Weltanschauung”, ohne aber den Gegensatz dazu umgreifen und nennen zu können.

Um Zweideutigkeiten zu vermeiden, verstehe ich bestimmend unter „Weltanschauung” nicht eine „nicht-begriffliche” Form des Weltbildes, sondern die ursprünglichen zusammenhängenden Grundsätze (d. h.: das „Prinzip” selbst) eines jeden Weltbildes, einer jeden Weltauffassung und -verbegrifflichung. Was im Kampfe steht, sind immer Weltanschauungen. Die Weltanschauung, die da Sprache und ihre Begrifflichkeit geprägt hat, behauptet immer ausdrücklicher ihre eigene „Rationalität”, immer aufdringlicher erhebt sie Anspruch auf „Wissenschaftlichkeit” und stempelt jede gegnerische Weltanschauung als „irrational” ab.

Die neue Weltanschauung ist aber nicht „irrational”, sondern nur „anti-rational” in Bezug auf die Ratio, auf die Logik der gegebenen Sprache. Da sie gezwungener Weise die vorgefundene Sprache sprechen muß und trotzdem, sich selbst aussprechend, ihr „Prinzip” behaupten will, muß sie durch „Leitbilder” die Sprachbegrifflichkeit, d. h. die der herkömmlichen Sprache eigentümliche Logik verneinen: Das Sich-Aussprechen, das Sagen der neuen Weltanschauung erhält die Form des „Mythus”.

„Mythus” ist also hier – wie in dem Spruch des Meisters Eckehart – als diejenige „Rede” zu verstehen, deren Prinzip nicht in der Sprache selbst schon liegt, eine Rede, die eben deshalb „niemand gesagt hat, denn der sie schon sein nennt als eigenes Leben oder sie wenigstens besitzt als eine Sehnsucht seines Herzens”.

Das will sagen: Das die Logik des Mythus gründende Prinzip liegt außerhalb der gegebenen Sprache und der Rede selbst, so daß die „Rationalität” des mythischen Sagens sich nur demjenigen offenbart, der sie nicht im Gesprochenen sucht, sondern hinter diesem Gesprochenen in sich selbst als Mitsagendem.

Wir wissen seit langem, daß hinter dem von Mohler hervorgehobenen „Kampf zwischen Bild und Begriff’ derjenige weltgeschichtliche Streit steht, den Nietzsche mit seinem Werke bewußt entfachte, der Streit zwischen der zum Nihilismus führenden christlich-egalitären „Bewegung” und dieser neuen „Wiederkehr-Bewegung”, die mit dem Doppelgestirn Wagner-Nietzsche in die Geschichte eingetreten ist.

          Mit dem Doppelgestirn Nietzsche-Wagner ist die „ Wiederkehr-Bewegung” in die Geschichte eingetreten. Sie steht im Gegensatz zu der vom Nihilismus geprägten christlich-egalitären Bewegung.                                               

Was unter dem Namen der ›Konservativen Revolution‹ ging, ist wohl die erste breite Manifestation der Wiederkehr-Bewegung auf dem Gebiete der Politik; aber die ›Konservative Revolution‹ hat sozusagen instinktiv, wie von ihrem eigenen Gefühlsklima getragen, gedacht und gehandelt, sie hat ihre „weltanschauliche” Grundlage, ihr weltanschauliches „Prinzip“ nie zu Bewußtsein bringen können – ja, sie hat es auch niemals wirklich versucht, es sei denn im und mit dem Denken Martin Heideggers.

Leider dachte Heidegger seinen Zeitgenossen weit voraus, so daß niemand damals imstande war, gerade in Heideggers Gedankengut den ausgereiftesten Ausdruck der Geschichtsauffassung zu erkennen, die in den Leitbildern der ›Konservativen ‹ wie halb verborgen lag.[4]

In Mohlers „Handbuch” über die ›Konservative Revolution‹ in Deutschland 1918-1932 ist Martin Heidegger nur einmal flüchtig und wie nebenbei erwähnt, als einer derjenigen „Repräsentanten ihrer Zeit”, die als Widersprecher der Ideen von 1789 „zu Kirchenvätern des Faschismus oder Nazismus ernannt” wurden. Bezeichnend genug für das damalige Unverständnis wurde Heidegger – wie Mohler bemerkt – als ein solcher „Kirchenvater” betrachtet, nur weil „seine Sorge dem fortschrittsgläubigen Optimismus des 19. Jahrhunderts fremd ist”.

Trotzdem: Gerade Mohlers Werk, indem es hinter dem Wiederkehr-Bild die Intuition der Dreidimensionalität der Geschichtszeit aufdeckt, öffnet uns Heutigen den Weg zum richtigen Verständnis der fundamentalen Bedeutung, die Heideggers Denken besitzt – gerade im Hinblick auf eine zeitgemäße Fortführung der Bestrebungen der ›Konservativen Revolution‹.

Nur Heidegger, insbesondere der Heidegger von „Sein und Zeit”, kann uns dazu verhelfen, ein immer tieferes Bewußtsein zu erlangen von all den Grundlagen, von den Zielen, von den je möglichen Mitteln der ›Konservativen Revolution‹. Denn da, wo 1918-1945 die Vertreter aller Richtungen der ›Konservativen Revolution‹ nur in Bezug auf die „Gegenwart” gedacht haben, richtete Heidegger sein Denken auf die Zukunft. So vermochte er vieles, was noch verborgen oder rätselhaft in der mythischen Rede der ›Konservativen Revolution‹ lag (und damals vielleicht liegen mußte), ans Licht zu bringen – wenn auch nicht immer ans recht treffende.

Viele der angeblich zwischen den „Leitbildern” jener Rede entstehenden Widersprüche (wie schon in Nietzsche derjenige zwischen ewiger Wiederkehr und Willen zum Übermenschen oder bei der ›Konservativen Revolution‹ der andere zwischen Verpflichtung zum Ursprung, zur Tradition und radikalem revolutionärem Einsatz für die Gestaltung eines neuen Menschentums), diese Widersprüche, die so oft zu ambivalenten Verhaltensweisen und zu gehässigen Feindschaften innerhalb des Lagers der ›Konservativen Revolution‹ führten und führen, können nur im Lichte der heideggerschen Analyse vom geschichtlichen Dasein des Menschen den Anfang ihrer Auflösung finden.

Als Heideggers fundamentalste Lehre erscheint mir diese: daß das Leben – auch das des Lebewesens Mensch – vom geschichtlichen Dasein des Menschen scharf zu unterscheiden ist. Nur menschliches Dasein ist geschichtlich, „weil (nur dessen) Sein durch Geschichtlichkeit konstituiert ist”, das heißt durch dreidimensionale (drei-ekstatische) Zeitlichkeit. Schon Nietzsche wußte, daß die „historische Fähigkeit” „die unsichtbare dunkle Bürde” ist, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Er wußte auch, daß „das Tier unhistorisch lebt, denn es geht auf in der Gegenwart wie eine Zahl”.

Daß die „historische Fähigkeit”, d. h. die Geschichtlichkeit in der Dreidimensionalität einer nur dem Menschen eigenen Zeitlichkeit gründet, das aber ist eine Erkenntnis, die wir erst Heidegger zu verdanken haben, eine kopernikanische Erkenntnis, die den sogenannten „Geisteswissenschaften” nunmehr zu Grunde zu legen ist[5].

Aus diesem von Heidegger gelieferten Ansatz öffnet sich uns der Weg zu einer rechten Auffassung der Geschichte und der geschichtlichen Freiheit des Menschen. Der „heidnische” Mensch verstand sich selbst als Nur-Leben, wenn auch als beltiston zoon, als „herrlichstes Tier”. So verstand er auch das menschliche „Geschehen” selbst als ein Werden im Kreislauf einer eindimensionalen Zeit: Denn das Sein des Lebens ist durch eindimensionale, einen Kreislauf stiftende Zeitlichkeit, die ich „Verfahrenheit“ nenne [6], konstituiert.

Das Tier lebt unhistorisch, weil es in der Gegenwart aufgeht wie eine Zahl, erkannte schon Nietzsche.Nur menschliches Dasein ist geschichtlich, weil es durch dreidimensionale Zeitlichkeit bestimmt ist. Diese koperkanische Erkenntnis haben wir Heidegger zu verdanken. ›La Marseillaise‹ von Rude.

›La Marseillaise‹ von Rude, Hochrelief am ›Arc de Triomphe‹ in Paris.

Daß aber der Mensch mehr als Leben und nicht nur Leben ist, diese Einsicht ist die historische Tat des Christentums. Die heidnischen „Heilbringer” hatten die Verewigung des Kreislaufes gewähren wollen; der christliche „Erlöser”, den Bann brechend, verheißt, diesen Kreislauf zu sprengen. Der christliche Glaube bricht aber damit nicht zum echten Verständnis der Geschichtlichkeit durch, er bleibt im „eindimensionalen” Zeitdenken befangen und muß so den Geschichtslauf deuten als eine Parabel zwischen Anfang und Ende.

Das „Mehr-als- Leben” im Menschen wird ins „göttliche Jenseits” versetzt und das Leben selbst, als Abkehr vom Jenseits und Hemmnis zur vollen Aneignung jenes göttlichen „Mehr”, verleugnet und verneint. Eben dadurch, daß sie das „Leben” grundsätzlich verleugnet und verneint, muß die christlich-abendländische Welt in den Nihilismus stürzen: Ihr „Fortschritts”- Wille ist, bewußt oder unbewußt, Sehnsucht nach dem Ende des „Menschlich-Zeitlichen”, nach dem endgültigen Erlangen eines von „Geschichte” befreiten „göttlichen” Seins.

Wahres menschliches Dasein ist aber gegeben nur als „ins Leben geworfenes” Dasein, so wie Leben nicht ohne das Chemisch-Physikalische und dieses nicht ohne das Interaktiv-Elementare gegeben ist.

So wird dem „neuen” Menschen, wie dem wagnerschen Parsifal, die Notwendigkeit kund und der Auftrag auferlegt, den „ Erlöser“ selbst nun endlich zu erlösen. Seiner Geschichtlichkeit bewußt, kann und will er nicht im Banne des Kreislaufes existieren; um aber trotzdem dem Leben (seiner Daseinsbedingung) und „der Erde treu zu bleiben”, muß er den vom abendländischen Menschen gesprengten Kreislauf nun immer wieder in seiner je geschehenden „Gegenwart” zur Wiedergeburt neu schließen und doch zugleich in die Sphäre (in die „Kugel”) seiner gewählten Geschichtlichkeit entschlossen einholen und aufheben.

Dem im Zwange der „Jenseits”-Vorstellungen und ihrer säkularisierten Deutungen existierenden Menschen muß sich die Freiheit, obwohl ihm verheißen, in jeder Gegenwart als noch nicht möglich, als „Utopie” enthüllen. Freiheit des eigenen geschichtlichen Werdens ist aber dem „neuen”, seiner Geschichtlichkeit bewußten Menschen in jedem „Augenblick” als möglich gewährt.

Als „Dasein” ist der Mensch nicht an einer „Jetzt-Gegenwart” angenagelt, die vom Vergangenen kausal bestimmt ist. Das Historisch-Vergangene, da ins Naturhafte verfallen, enthüllt sich als geschichtlich bedeutungslos und damit selbst als An-Sich-Unwirksames. Vergangenem wieder einen Sinn zu geben, gehört zur „Möglichkeit” des sich geschichtlich entscheidenden Daseins: Denn Dasein kann mit uns aus seiner „entworfenen” Zukunft im Vergangenen seine eigene Gewesenheit (gegen andre mögliche) wählen. Der „neue” Mensch überliefert sich in Treue der Tradition, doch was seine Tradition zu sein hat, bestimmt frei er selbst.

Giorgio Locchi 

Diese kurzen Hinweise auf eine neue Besinnung über die im „Kugel”-Bild keimende Geschichtsauffassung wollen nur Ansporn dazu sein, in Weiterführung der heideggerschen Daseinsanalyse das geistige Erbe der ganzen ›Konservativen Revolution‹ neu aufzufassen und durchzudenken; und wohl auch Ansporn dazu, das Ringen mit der überlieferten Sprache auf neuer Grundlage aufzunehmen.

Nach der Katastrophe von 1945 hat das gegnerische Lager nicht nur die mythische „Rede” der ›Konservativen Revolution‹ verteufelt und gesellschaftlich verfemt, sondern auch die Begrifflichkeit seiner Sprache, die die gegebene ererbte Sprache der abendländischen Völker ist, weiter verschärft und gefestigt. Umso schärfere, einleuchtendere, tiefgreifende Konturen müssen die Leitbilder der neuen Weltanschauung, des neuen Mythus erhalten, wenn sie den Kampf mit der fremden Sprachbegrifflichkeit einmal mehr durchstehen sollen.

Auch in diesem Ringen mit der Sprache ist Heidegger der Wegweiser. Er selbst erachtete seinen genialen Versuch einer radikalen Umstrukturierung und Erneuerung der Sprache als gescheitert. Was aber „Scheitern” hier heißen mag, das erhellt nur die Erkenntnis der eigentlichen Geschichtlichkeit: Da, wo sich Ende und Anfang im gemeinsamen Ursprung „augenblicklich” vereinen, ist jedes Scheitern ein Neubeginn, den es ursprünglicher zu wiederholen gilt. ■

 

[1] In Wirklichkeit gründet jede Weltanschauung in einem „Prinzip”, das aus mehreren Ober-Leitbildern (in meiner Terminologie: aus mehreren Mythemen besteht. Im Falle der Weltanschauung der Konservativen Revolution ist dem Oberleitbild der ewigen Wiederkehr das Oberleitbild des „ Willens zum Übermenschen” (unter anderen) zur Seite zu stellen.
[2] Armin Mohler, ›Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932‹, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1972.
[3] Vgl. Giorgio Locchi, ›Wagner, Nietzsche e il Mito sovrumanista‹, Ed. Akropolis, Roma 1982.
[4] Dazu trug Heidegger selbst bei, da er Nietzsche und damit auch das Wiederkehr-Leitbild mißverstand und falsch deutete.
[5] Es lohnt sich hier hinzuzufügen, daß zur Daseinsverfassung nicht nur Geschichtlichkeit gehört, sondern gleichursprünglich auch Existenz. Zeitigt sich Geschichtlichkeit in einer dreidimensionalen „ekstatischen” Zeit, so verräumlicht sich Existenz in einem eindimensionalen „intimen“ Raume (Bewußtseins-„Ort”).
[6] Die „Verfahrenheit” entspricht der Zeitlichkeit der heideggerschen „vulgären Zeit”. Heidegger bringt aber die  „vulgäre Zeitauffassung” nicht in den nötigen Zusammenhang mit der dem Leben eigenen Zeitlichkeit.

Beitragsbild: Gemälde von Heinrich Caesar Berann