
Alain de Benoist
argumentiert, daß die Präsidentschaft Donald Trumps einen historischen Wendepunkt darstellt, der das Ende der liberalen Weltordnung und die „Entkopplung“ Europas von Amerika markiert.
Man darf sich nicht von den Launen Donald Trumps beeindrucken lassen. Hinter den Kehrtwendungen, widersprüchlichen Aussagen und Richtungswechseln, die ihm eigen sind, verbirgt sich eine zugrunde liegende Vision: Nur Amerika zählt, der Rest ist bedeutungslos. In diesem Punkt denkt Trump wie seine Vorgänger – allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden.
Der erste besteht darin, daß er es nicht mehr für nötig hält, sich durch die übliche missionarische Propaganda im Namen erhabener Ideale („Demokratie und Freiheit“) zu rechtfertigen. Er sagt es ganz offen: friss oder stirb.
Der zweite besteht darin, daß er sehr wohl erkannt hat: Militärische Abenteuer kosten die Vereinigten Staaten mehr als sie ihnen einbringen. Deshalb will er alles über den Handel laufen lassen.
Ein historischer Wandel
Er ist weder Isolationist noch Pazifist: Er weiß sehr gut, daß der „sanfte Handel“ kommerzielle Aggressionen, Erpressung oder Eroberungen nicht ausschließt. Trump interessiert sich grundsätzlich weder für Politik, noch für Geopolitik, noch für Ideen, noch für Diplomatie oder internationale Beziehungen. Er interessiert sich nur für Machtverhältnisse und Geschäfte.
Als guter Geschäftsmann hat er prinzipiell weder Freunde noch Feinde, sondern nur Marktpartner. Alles, so meint er, kann gekauft oder verkauft werden – einschließlich Gaza oder Grönland. Er ist zudem ein neo-merkantilistischer Kapitalist: In jedem Handelsabkommen muß es einen Gewinner und einen Verlierer geben (es ist immer ein Nullsummenspiel).
Im vergangenen Februar reiste der amerikanische Vizepräsident J. D. Vance nach München, um den Europäern zu sagen, was er alles an ihnen auszusetzen hatte Viele seiner Vorwürfe waren berechtigt, aber der zugrunde liegende Gedanke war, daß die Verachtung gegenüber Europa nun Teil des Credos der amerikanischen Regierung ist. Diese Verachtung teilt im übrigen auch Putin, genährt durch seine Erfahrungen.
Wenige Wochen später erniedrigte und verspottete Donald Trump Wolodymyr Selenskyj im Oval Office. Bei der UNO stimmten die Vereinigten Staaten und Rußland gemeinsam gegen die Franzosen und Engländer. Noch etwas später erklärte der amerikanische Präsident mit seinen erstaunlichen Aussagen zu Zöllen der ganzen Welt den Handelskrieg.
Wir erleben hier einen historischen Wandel, dessen volles Ausmaß viele noch nicht erkannt haben. Seit mehreren Monaten verfolgen wir live die Auflösung des „kollektiven Westens“, das Ende der liberalen Globalisierung und die Entkopplung zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Und auch den Beginn vom Ende der liberalen Ära: Die vier wichtigsten Weltmächte (die Vereinigten Staaten, China, Russland, Indien) können heute in verschiedener Hinsicht als „illiberale“ Mächte gelten.
Internationale Organisationen und die UNO haben keinen strategischen Zugriff mehr auf die laufenden Konflikte, die transatlantische Verbindung ist zerbrochen, das atlantische Bündnis steckt in der Krise, und die NATO (deren letzter Gipfel einem Wettbewerb in Kriecherei in einem Gurkenglas glich) steht kurz vor dem Aus.
.Es wäre ein schwerer Fehler zu glauben, daß man nach der „Trump-Parenthese“ zum Status quo ante zurückkehren könne. Was zerbrochen ist, läßt sich nicht mehr zusammenkleben. Ein neuer Nomos der Erde entsteht. Dies ist ein Wendepunkt in der Weltgeschichte.
Das Machtverhältnis hat überall das Recht ersetzt, was zumindest den Vorteil hat, daß es Klarheit schafft. Im Zeitalter der großen Raubtiere – aber auch der Caesaren – verlassen wir die Epoche, in der man sich auf Normen, Regeln und Verfahren verlassen konnte, um Probleme zu lösen. Das Völkerrecht verblaßt, wenn die vitale Notwendigkeit, die eigene Existenzform zu bewahren, bedroht ist und die Stunde existenzieller politischer Entscheidungen schlägt. Man sollte sich darüber nicht wundern.
Die kritische Schwelle der Übergangszeit zwischen zwei Epochen ist nun überschritten. Die Wahl ist klarer denn je: Entweder ein Planet, beherrscht von einer einzigen hegemonialen Macht, oder ein „Pluriversum“, das sich in mehrere Pole gliedert… Das Zeitalter der Zivilisationen dämmert.
Welche Lehren lassen sich aus der Entkopplung zwischen Europa und Amerika ziehen? Erstens, daß diejenigen, die gestern sagten, es sei ein Fehler gewesen, den Amerikanern die Verantwortung für die Gewährleistung der eigenen Verteidigung und Sicherheit zu überlassen, Recht hatten. Der „amerikanische Schutzschirm“ war immer eine Illusion. Der Beweis liegt jetzt vor: Die Vereinigten Staaten können jederzeit ihre Verpflichtungen gegenüber Europa aufkündigen.
Wenn man bereit ist, das zu erkennen, muß man seine Anstrengungen verdoppeln. Ja, die Länder Europas müssen sich die Mittel für eine autonome Verteidigung verschaffen und einen „abschreckenden Protektionismus” im Handelskrieg Washingtons verfolgen, und dafür müssen sie ihre Rüstungsausgaben erheblich erhöhen.
Aber man sieht deutlich, daß sie sich nur widerwillig dazu durchringen. Sie müßten damit anfangen, keine Waffen und Flugzeuge mehr von den Amerikanern zu kaufen, die sie selbst herstellen können. In dem Moment, in dem Marcel Gauchet feststellt, daß sich derzeit eine „weltweite Föderation der Autokratien“ bildet, klammern sich die Europäer an die Mantras ihrer alten Welt. Sie haben noch immer nicht verstanden, was geschieht – vor allem nicht, was mit ihnen geschieht.
Das Europa der Verteidigung ist also nicht für morgen. Auch wird Europa morgen nicht in der Lage sein, sich mit dem Äquivalent der Monroe-Doktrin zu versorgen, was den Abbau aller amerikanischen Stützpunkte in Europa, den Abzug der US-Truppen und die Schließung der europäischen Meere für außereuropäische Seestreitkräfte bedeuten würde.
Die kritische Schwelle der Übergangszeit zwischen zwei Epochen ist nun überschritten. Die Wahl ist klarer denn je: Entweder ein Planet, beherrscht von einer einzigen hegemonialen Macht, oder ein „Pluriversum“, das sich in mehrere Macht-, Kultur- und Zivilisationspole gliedert – „Großräume“, die den großen Regionen der Welt entsprechen, jeweils angeführt von dem Land, das am besten in der Lage ist, seinen Einfluß in einem bestimmten räumlichen Bereich auszuüben (die „zivilisatorischen Staaten“). Das Zeitalter der Zivilisationen bricht an.
Wenn Europa sich nicht zusammenrauft, wird die letzte Schlacht zwischen den Vereinigten Staaten, China und Rußland entschieden.
Quelle: https://www.arktosjournal.com/p/the-decoupling
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Alain Benoist tut so, als wäre jede Regierung „ihre Glückes Schmied“. Er vergißt völlig, wie die „Welt“ oder bestimmte Kräfte im Hintergrund mit den Deutschen seit 100 Jahren umgegangen sind.
1889 zum Jahrestag der Französischen Revolution, die auch geplant war, wurde der Untergang der Deutschen auf einer Freimaurertagung beschlossen, der 1916 durch einen möglichen deutschen Sieg ins Stocken gekommen war, hätten nicht bestimmte Kräfte die Belfuor Erklärung gefordert und bekommen und eine Verlängerung des europäischen Blutvergießens um 2 Jahre erreicht. Der Versailler Vertrag war an Unrecht nicht zu überbieten und Meilen vom Völkerrecht entfernt, was die folgenden 100 Jahre nicht wiederhergestellt wurde. Es gibt bis heute nicht einmal eine Aufarbeitung, weil die Sieger des 2. WK bis heute ihren Kampf an der Seite der globalen Finanzelite als schwülstigen Befreiungskampf gegen Adolf beschönigen. So verbrämen diese angloamerikanischen Kriegshetzer und – gewinnler alle ihre nachfolgenden Beutezüge rund um den Globus. Die Welt wartet auf die Aufarbeitung und Aburteilung und nicht auf faule Ausreden.
Der Autor ist Franzose, und sein Land hat den organisierten Niedergang der Deutschen 100 Jahre lang zugesehen, mitgemacht und sich bis heute bereichert. Frankreich und England, sowie Westeuropa sind nach 1945 freiwillig in die Tasche der USA gekrochen. wir Deutschen sind 80 Jahre lang bewegungsunfähig und tragen am Niedergang Europas keine Schuld.
Trump und Putin kennen die Geschichte und weichen der Aufklärung aus. Alles nur als Geschäftsgebaren hinzustellen, ist billig.
Schon die Französische Revolution erscheint geplant und von bestimmten Kräften forciert, wenn man die Geschichte des Amerikanischen Unabhängigkeitskampfes gegen England betrachtet. Die Franzosen kämpften für den Süden, erklärten aber die USA als neuen Staat als erste an. Rache nahm man dafür 4 Jahre später am französischen Königshaus und Adel, der fast ausgerottet wurde. Wer das angezettelt hat, müssen die Franzosen schon selbst herausfinden. Womöglich sind das dieselben, die die Revolution in Rußland zu verantworten hatten? Die Handschrift ist dieselbe. Auch die Rache. Auch das viele Blut.
Ich bin kein Historiker und mußte mir die Wahrheit über viele Jahre selbst zusammensuchen. Die Völker sind seit über 100 Jahren in der Hand einer kleinen überstaatlichen machtgierigen, aber zutiefst unmoralischen Clique, die sich in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit an keine Gesetze zu halten glaubt. Sie hat die Medien global im Griff, weshalb die Wahrheit bis heute unterdrückt wird. Zur Not müssen Aufklärer dann auch heimlich zum Schweigen gebracht werden, wie gesagt, an Gesetze halten die sich nicht, und Moral in zwischenmenschlichen Beziehungen kennen die auch nicht.
Ich halte den Artikel für schwach…
Die Franzosen kämpften für den Süden, erklärten aber die USA als neuen Staat als erste an.
Da ist mir etwas durcheinandergeraten…
Berichtigung: Franzosen stellten Soldaten für den Befreiungskampf der Amerikaner und erkannten die USA als erstes Land an.