Karl Hein

Gedanken zu E. G. Kolbenheyers Aussagen über Deutschlands Zukunft

 

Noch zwingt uns keine materielle Not zur unmittelbaren Einschränkung des täglichen Bedarfes. Aber die Übergänge zur geistigen Not sind fließend:

Schadstoffe in der Nahrung, in der Luft, im Wasser untergraben die Gesundheit, aber sie schärfen das Bewußtsein, auch wenn die meisten nicht den schrankenlosen Liberalismus als letzte Ursache dahinter erkennen.

Ein Umweltskandal jagt den anderen – aber wir versuchen wenigstens die Symptome zu bekämpfen, wenn die Umerziehung uns auch hindert, die geistigen Urheber unschädlich zu machen. In den meisten Gebieten der Erde denkt man aber nicht einmal daran, die gröbsten Auswirkungen einzudämmen – bestenfalls schweigt man sie tot oder deckt sie mit Zeitungsphrasen zu.

Mit Wohlstandsmüll werden immer mehr Landschaften verseucht und aus einer natürlichen Landschaft herausgebrochen.

Stufenlos geht so die geistige Not in eine materielle über.

Häßlichkeiten, die vor 50 Jahren noch nicht einmal dem Namen nach bekannt waren, belasten unseren Alltag. Durch den geistigen Terror der unserem Einfluß entzogenen Medien werden wir in eine Fron-Haltung der sogenannten modernen Kunst gegenüber gezwungen und zur Heuchelei erzogen. Perversitäten fressen Löcher in die feinen Strukturen unserer Seelenräume.

Das für unser Artempfinden Schöne wird systematisch lächerlich gemacht und zerstört. Auch diese Not begleitet uns Tag für Tag.

Macht, Einfluß und Geldbesitz in der Hand von Minderwertigen spricht allem natürlichen Empfinden Hohn, und Drogenverbrecher betreiben kaum behindert ihre Geschäfte.

Aber wie viele empfinden das alles noch als bitterste Not ?

Für unsere Jugend wird es zum Alltag und zur Gewohnheit. Zeiten ohne diese Not werden verteufelt und all der Niedergang ringsum als nicht vermeidbarer Preis für unser materielles Wohlleben dargestellt.

Das deutsche Volk ist ein krank gemachtes Volk; es ist krank in seinem Geist – die wirksamen Kräfte seiner „umerzogenen“ Intelligenz dienen nun einzig der Dämonie der Produktion, der Konsummaximierung und der Zementierung einer mehrrassigen Gesellschaft; krank in seiner Seele – die urwüchsigen Mythen seiner Vorfahren sind in Schreckgespenster umgewandelt worden, die ihm Angst vor seiner eigenen Herkunft machen; krank in seinem Bewußtsein – das von „wissenschaftlich“ konzipierten und erprobten Lügen gegängelt wird.

Aber die Unruhe in der Jugend wächst. Man kann die Hintergründe nicht durchschauen und kämpft an Nebenfronten – beim Umweltschutz, beim Tierschutz, ist leidenschaftlich beim Sport dabei, aktiv oder passiv, oder man rutscht ab in den Alkohol, in Drogen und Sexismus.

Aber die Unruhe ist durch eine Verlagerung des körperlichen und geistigen Tatendranges auf Nebengeleise nicht zu beschwichtigen.

Bei den im Kern, vom Erbgut her noch Gesunden bricht die Gewissensnot durch, sie beginnen zu suchen und zu fragen.

Unsere Antworten gingen bisher ins Leere, weil sie unsere Sprache nicht mehr verstehen, weil unsere Aussagen zu komplex, zu langatmig und zu sehr mit einem Gestern verknüpft waren, mit dem sie keine Erlebniswelt verbindet.

Nun suchen wir Wege gegen die Not, die einzige Kraft, die noch stark genug sein könnte, uns zu helfen, oder wir beschwichtigen, indem wir eine Frage über Deutschlands Zukunft gar nicht zulassen, weil wir sie gesichert glauben.

Aber die Not, die harte unbarmherzige Kraft, die wie keine sonst in der Lage ist, die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren, kommt unabweisbar und wir sollten sie begrüßen!

Not läßt das „Entbehrliche“ der
Zivilisation bewußt werden,

Not drängt die Schmarotzer und Betrüger ins grelle Licht und hilft, sie ins tätige Leben zurückzuholen oder unschädlich zu machen,

Not fördert den Gemeinschaftssinn bei Artverwandten und isoliert die Egoisten,

Not entlarvt die Scheinwerte, denen wir nachjagen und gibt dem Echten, dem Selbstverständlichen den ihm gebührenden Rang und Platz zurück,

Not zwingt zu Antworten. Nur die richtigen werden Wege für einen Neubeginn öffnen,

Not begräbt das allzu Satte und bricht den verkrusteten Boden auf für eine neue Saat.

Karl Hein, Falken und Tauben