
Joakim Andersen
Die heutige Zeit kann in vielerlei Hinsicht als anti-nordisch beschrieben werden, Interesse und Wertschätzung für die nordische Besonderheit sind nicht erwünscht. Was eine solche Praxis langfristig für die nordische Besonderheit bedeutet, lassen wir offen, aber es gibt interessante Forschungsbeispiele zu verschiedenen Aspekten davon. Ein solcher Aspekt sind die weltweit seltenen hellen Augen, die mit Europa in Verbindung gebracht werden. Eine Forscherin, die sich damit beschäftigt hat, ist die Italienerin Paola Bressan.
Bressan liefert in Blue Eyes Help Men Reduce the Cost of Cuckoldry eine interessante Teilantwort darauf, warum Männer mit hellen Augen Frauen mit hellen Augen bevorzugen. Es erleichtert ihnen, sicherzustellen, daß sie die Väter der Kinder ihrer Familie sind, was besonders wichtig für Väter ist, die der evolutionären K-Strategie folgen und Zeit und Ressourcen in ihre Kinder investieren.
Bressan fand in einer Studie mit über 1000 italienischen Männern heraus, daß unabhängig von ihrer eigenen Augenfarbe Frauen mit hellen Augen attraktiver fanden. Aber helläugige Männer fanden helläugige Frauen relativ gesehen attraktiver als dunkeläugige Männer. Dies galt insbesondere für eine langfristige Partnerschaft („der Effekt war stärker, wenn Frauen für eine Ehe in Betracht gezogen wurden als bei einer kurzfristigen Beziehung“).
Helläugige Männer waren laut Bressan auch relativ gesehen eifersüchtiger auf andere helläugige Männer, was daran liegen könnte, daß diese eine größere Bedrohung für die „Vaterschaftssicherheit“ darstellten. Interessant ist, daß diese Effekte bei helläugigen Männern, die sich von ihrem eigenen Vater abgelehnt fühlten, schwächer waren. Bressan schreibt dazu:
Diese starken, robusten Effekte verschwanden bei Männern, die sich während ihrer Kindheit von ihren Vätern abgelehnt fühlten – was darauf hindeutet, daß solche Männer auch nicht erwarten, in ihre eigenen Kinder zu investieren.
Bressan hat auch untersucht, wie die Augenfarbe des Vaters die Partnerwahl von Frauen beeinflußt. In der Studie mit dem Titel „Fathers’ eye colour sways daughters’ choice of both long- and short-term partners” untersuchte sie 1233 italienische Frauen. Sie fand heraus, daß die Präferenz der Frauen für helläugige Männer stärker war, wenn sie einen helläugigen Vater hatten, während die Augenfarbe der Mutter keine Rolle spielte. Bressan schreibt dazu:
Unsere beiden Datensätze zeigen auch, daß Frauen im wirklichen Leben dazu neigen, sich (langfristig) mit Männern zu paaren, deren Augenfarbe der ihres Vaters ähnelt.
Sie stellt jedoch fest, daß eine schlechte Beziehung zum helläugigen Vater auch die Wahl helläugiger Partner negativ beeinflußt.
Präferenzen und Realität sind jedoch zwei verschiedene Dinge. In In humans, only attractive females fulfil their sexually imprinted preferences for eye colour untersucht Bressan, inwieweit Partner in der Vorstellung der Probanden ihren ästhetischen Präferenzen entsprechen. Sie stellt fest, daß auch Männer Partner mit der gleichen Augenfarbe wie der Elternteil des anderen Geschlechts bevorzugen, solange die Mutter nicht als „kalt und ungerecht“ empfunden wurde. Bressan beschreibt hier die Theorie der „sexuellen Prägung”, wonach es oft rational ist, einen Partner zu suchen, der dem Elternteil des anderen Geschlechts ähnelt. Sie schreibt:
Väter sind nachweislich in der Lage sind, bis zum reproduktionsfähigen Alter zu überleben und geschlechtlich erfolgreich zu sein – das heißt, sie haben den Wettbewerb mit anderen Männern gewonnen. Aufgrund der Prägung durch ein väterliches Merkmal ist es daher wahrscheinlicher, daß Töchter einen Partner wählen, dessen Nachkommen ebenfalls überleben und geschlechtlich erfolgreich sein werden.
Interessant ist, daß die männlichen Teilnehmer der Studie zwar Frauen mit der Augenfarbe ihrer Mutter als attraktiver empfanden, dies jedoch keinen Einfluß auf die Augenfarbe ihrer tatsächlichen Partnerinnen hatte. Bressan schreibt, daß
die Partnerinnen und Mütter der Teilnehmer nicht häufiger als zufällig zu erwarten die gleiche Augenfarbe hatten.
Dies könnte darauf hindeuten, daß Männer ihre Partnerinnen nicht auf die gleiche Weise auswählen wie Frauen. Bressan beschreibt Frauen als das wählerische Geschlecht. Bei den weiblichen Teilnehmerinnen waren es die attraktiveren, die Partner hatten, die ihren Vorlieben in Bezug auf die Augenfarbe entsprachen („die attraktiveren Frauen waren mit Partnern zusammen, die ihren Vätern ähnelten, was ihren eigenen Vorlieben entsprach, während die Vorlieben der weniger attraktiven Frauen offenbar nicht erfüllt wurden”).
Insgesamt ist dies ein faszinierendes Forschungsgebiet, unabhängig davon, ob man Bressan als Nordistin oder als Kuriosität liest. Es gibt einen Komplex von Vorstellungen, die mit hellen Augen verbunden sind, von Athenas Beinamen ›Glaukopis‹ bis zum weniger positiv besetzten „blauäugig”, aber heute beschränken wir uns auf Bressans eher evolutionär ausgerichtete Studien.
Quelle: https://motpol.nu/oskorei/2023/04/06/de-ljusa-ogonens-diskreta-charm/