Erna Lendvai-Dircksen

150 Charakterköpfe der verschiedenen deutschen Landschaften

 

Erna Lendvai-Dircksen entdeckte als Schülerin der Lette-Schule in Berlin die Tiefen der Aussagen des deutschen Volksgesichtes und sah ab 1911 seine photographische Gestaltung als ihre Lebensaufgabe an.

Sie konnte das als sicher größte deutsche Porträtistin gerade noch vor der einsetzenden Amerikanisierung und Fremdeinwanderung tun.

Ihr gelang es, der Monumentalität und Innigkeit eines Dürers, Cranach und Riemenschneiders vergleichbare Köpfe zu finden und bildlich festzuhalten, indem sie die Menschen in allen deutschen Landschaften aufsuchte.

 

Die Seele eines Landes aber ist der besondere Atem, den dort alles ausströmt. Das ist die eigene Luft, die dort weht, die Stimmung, die so und nicht anders eben nur hier ist. Die Seele, das ist jenes St. Elmsfeuer, das in kaum sichtbaren Büscheln aus den Spitzen der Berge und den Giebeln der Häuser strömt, das ist jener Friede oder jene Unrast, die auf den Stirnen der Menschen thronen, das ist jene Abendruhe, die über die Steppe schreitet, jener Mondenglanz, der Berg und Tal erfüllt, das Dröhnen der Arbeit, das aus den Städten Rheinland-Westfalens in die stillen Bergwälder hinaufzieht. [Ewald Banse]