Gerhard Hess

 

 

dagaz: Tag
Phonetischer Wert : d und stimmhaftes th
Tierkreis: Steinbock

Januar-Beginn
Sakralfest: Tagvatersjahresweihe
Donar/Thor nimmt mit Dop­­pel­axt/Doppelhammer die mythische Weihe des Jahres vor

In der -Rune erhielt sich das uralte Sinnbild der Doppelaxt des Himmels- und Tagvaters. Dios-Zeus, Diespiter, Jupiter, Donar waren seine griechisch-römisch-germanischen Namen. Er symbolisiert mit seiner Qualität der Zweiheit den Unterschied, die Abspaltung, den Gegenpol, der die nötige Spannung in die Welt bringt. Denn sie ist Voraussetzung und Grundlage jeglicher Existenz, erst sie ermöglicht das Pulsieren kosmischen Lebens, von den kosmogonischen Urimpulsen Liebe-Haß und den Rhythmen Nacht-Tag, Winter-Sommer bis hin zum polar-symmetrischen Körperaufbau aller Lebewesen.

So galt er, der Tagbringer, als der eigentliche Schöpfergott. Sein Aspekt als Wetterherr, als grimmiger Blitze­schleuderer und Donnerer, läßt nicht den Segen vergessen, der vom Himmel mit seinen fruchtbringenden Wettererscheinungen herkommt. So ist er gleichzeitig der Mi∂gar∂z véor, der Weiher der Menschenwelt, der gewissermaßen an jedem Eingang steht und einem guten Beginn seinen Segen schenkt, damit ein heilvoller glücklicher Gang durch alle Gefährdungen seiner polaren Welt ermöglicht wird.

Er spendet Segen dem artigen Ehebündnis, dem artgesunden Kindlein in der Wiege, jeglicher sinnvollen Werdung und auch unserem Runenjahr, über dessen Eingang er seinen weihenden Doppelhammer hält.

So pulsiert in dieser Rune die macht­volle Urenergie des Schöpfungs- und des Ordnungswillens.

 

Thors Kampf mit den Giganten, Gemälde von Mårten Eskil Winge

GOTTES-ORDNUNG

Die gute Ordnung, die Gott begründet‘,
die er mit seinen Werken verkündet,
erraten wir richtig als Regelschwur
in der Wirklichkeit der dualen Natur.

Zwei gegengerichtete Grundgedanken,
die sich erhalten im ewigen Schwanken,
Kräfte, welche sich streiten und stützen,
im Pendelschlage schaden und schützen.
Den Gegensatz hat Gottvater bestellt,
der „TAG“ () schuf die Polarität der Welt !

Als das Tageslicht in die Runde trat,
begann sich zu drehen das Weltenrad -;
weifenden Weges Verglimmen und Gluten,
Erwachen, Ermüden – Ebben und Fluten.

Hinauf und hinab geht der gültige Gang,
nach oben und unten führt aller Drang;
gemächlichste Bahn oder heißes Gehetz‘,
jeder Lauf unterliegt dem Wellengesetz.

Das Plus oder Minus, Weniger und Mehr,
ist stetigen Fortganges beste Gewähr !

Göttlicher Zwielauf – Gott ist die Zwei,
der Herr zwang ein Lebenssystem herbei,
wild-wirres Wachstum war vor ihm schon;
er schuf uns’rer Ordnung planvolle Fron.

Er regelt Bewegung zwischen den Polen,
Zwiespalt und Spannung hat er befohlen.
Denn ist jeder Lichtleib zwar Gottes Organ -,
auch den Gegenpol umklammert sein Plan,

Auch den Finsternissen wurde er Vater,
der rastlose, alles umringende Rater.
Bewegung zu wahren, bewähren sich Wellen,
des Lebens nimmer versiegende Quellen.

Ist die Gottheit gebahnte Lebendigkeit,
umspannt sie des Daseins innersten Streit,
umfasst sie der Wellen Wurzel wie Wipfel,
der Weltenwerdung Urgründe und Gipfel.