Gerhard Hess

 

ansuz: Ahnengeist
Phonetischer Wert : a
Tierkreis: Waage
Oktober-Mitte

Sakralfest: Asen-Alfen-Opferfeier

Der Hauptfesttag zu Ehren des Asen Wodan mit allen seinen guten Begleitgeistern (Alfen). Fest zu Ehren der göttlichen und menschlichen Seelenwesen mit Weihe­trunk und Schmaus. In christlicher Zeit wurde daraus in vordergründiger Lautgleichung der Gallustag gleichen Da­tums: Gallus = Galle | Wodan = Wut. Das Gallus-Attri­but, der Bär, war als König der Tierwelt Sinnbild Wo­tans und erscheint in skandinavischen Märchen in Gestalt des weißen Bärenkönigs. Dieser Termin galt als großer Heidentag: Wer drei Tage vor oder nach Gallus geboren wurde, erschien für den christlichen Glauben verloren – solche Kinder würden zu Werwölfen (Wodans-Mannen) oder Walridersken (Walküren/Hexen).

Die -Rune ist das Kronenzeichen der Runenwelt und des germanischen Pantheons. Die Rune vertritt den vergöttlichten Ahnen­­­geist, den Asen Wodan-Wodin-Odin.

Ihn offenbart das Oding-Futhark als den Geist des Alls: Die Totale der 24 Runen verdichtet sich mittels Quersummenziehung zur Sechs, und aus de­ren theosop­hischer Addition (1+2+3+4+5+6=21=2+1=3) wird über den Umweg der Ein­und­zwanzig die geistsolare Gottes-Triade als Kernziffer sichtbar, als Nacht-, Geist-, als Schwarze Sonne.

Schon der Veda wußte: „Die Sonne ist gleich 21“, oder: „Will man die Zahl 21 haben, so ergibt sie sich aus der Addition der 12 Monate, der 5 Jahreszeiten, der 3 Welten und der einen Sonne; oder daraus, daß der Mensch [purusha] 21-fältig ist: Er hat nämlich 10 Finger, 10 Zehen, dazu das Ich.“

Hier zeigt sich in sinnbildhafter Allegorie die indogermanische Überzeugung von der Gleichwesigkeit des Sonnen- und des Ahnengeistes. So wie der Ase im Makrokosmos als geistsolarer Sturmwind das All durchbraust, so fährt er als Belebungs­hauch durch unsere mikrokosmisch-mensch­li­chen Lungen.

Er ist nicht allein der Odem-Gott, der Atemhauch­geber, er ist die letzte Ursache aller Geistigkeit, aller Dichtkunst, Redegewalt, er ist Schöp­fer der Sprache, der Runen, der Astrologie, der Mathematik und einfach jeglicher Logizität.

Seine kraftgesättigte Rune umfaßt dieses breite Spektrum, sie verkörpert die ma­gi­sche Kraft der Vorfahren, den gesamten Genius des Indo­germanen­tums, aber im beson­deren die Ratio Teutonika.

Sie ist wie eine Brücke zu nutzen von den heutigen Trägern dieses Volkstums, zurück und hinüber zur Seelen- und Geistkraft der einstigen Runen­meister, der Wizagos, Paravari und Erilari.

Wer sich auf das Wir­kungsfeld dieser Rune begibt, sich willig und begeisterungsfähig führen läßt, dem vermag sie Ahnenwissen, Hellsichtigkeit und ma­gische Fähigkeiten so zu steigern, daß er in Zustände von eksta­ti­schen Vereinigungen mit den asischen Machtwesen zu gelangen vermag.

Thor, Gemälde von Mårten Eskil Winge, 1872

Des Geistgottes Namen im alten Norden,
aus dem Wort für „Seelenerreger“ geworden;
Woden-Odr-Odin leitet sich ab von „Wut“,
der Seelenerregung, der ekstatischen Glut.

Sie geleitet in. die „unio mystica“
und bringt uns die „Sucher der Gottheit“ nah.
Der Hermetismus wollt‘ darauf vertrauen,
im heiligen Rausche die Gottheit zu schauen
Doch wird ja vom heutigen Sprachverstand
dieses Wort „Wut“ nicht mehr recht erkannt.

Erforderlich wird jenes Wortes Tausch:
„Wodan“ heißt „Weihender-Wonne-Rausch“.
Mit Wili und We ist Wodan die „Drei“,
da ist Wille, Weihe wie Wonne dabei.

Beitragsbild: Jan Fibinger