Gerhard Hess
berkana: Birkengöttin
Phonetischer Wert : b
Tierkreis: Widder
März-Mitte
Sakralfest: Nerthas-Umzug
Heilige Hochzeit von Erdmutter und Himmelsvater zur Frühlings-Tagundnachtgleiche, auch in den Allegorien von Birke und Eiche gesehen.
Die B-Rune enthält das Mysterium der irdischen Mutter, der Großen Mutter, als unsere Gebärerin und Ernährerin. Die weißhäutige, biegsame, frauenhafte Birke ist ihre treffliche Allegorie. Sie ist die Urmutter der weißhäutigen nordischen Menschheit. Und der lunaren Siebenzahl begegnet man so häufig im weiblichen Leben und seinen Rhythmen, daß sie zum Symbol der Göttin wurde.
Die Sieben ist die Zahl der „rechten Zeit“ und der weiblichen Weisheit um die weltlichen Dinge. Selbst die menschliche Schwangerschaftsdauer läßt sich unter Zuhilfenahme der Sieben errechnen, indem zum ersten Tage der letzten Menstruation 40×7 Tage dazugezählt werden.
Es dürfte kein Zufall sein, daß sich sieben germanische Völker zu einem Kultverband zusammenschlossen, um ihre Muttergöttin Nertha zu ehren. Eine der bekanntesten eschatologischen deutschen Sagen von der „Zukunftsschlacht am Birkenbaum“ spielt an einer zukunftsweisenden Birke.
Es handelt sich um die Vision vom Ende der Zeiten, von einer bevorstehenden Völker- und Weltenschlacht, welche über kommendes Geschick bestimmen soll. Der Baum ist nicht nur Ort und Mittelpunkt des Schlachtgetümmels, sondern der Zeitpunkt der Schlacht knüpft sich an sein Aufwachsen, Wiederergrünen oder Absterben.
Und in diesem Verständnisbezirk liegt auch die Magie dieser Rune: Jede Weltschlacht wird letztlich – bewußt oder unbewußt – um den fruchtbringenden irdischen Mutterschoß und menschlichen Frauenschoß ausgetragen. Wer ihn verliert, dem ist der Weg in die Zukunft versperrt; wer ihn gewinnt, dem schenkt die Ewige Mutter mit dem biologischen Weiterleben den Gewinn der Zukunft.
In siebenter Rune liegt aber der eigentliche Schwerpunkt noch weniger im Bereich der biologisch-körperhaften Kraft des Weibes und der Göttin, als vielmehr in fraulicher Klugheit, Hellsichtigkeit und einem Erfindungsreichtum, wie er in griech. Athene oder röm. Minerva Gestalt annahm.
Jetzt erwacht die Erde aus trübem Traum,
mit Knospen rüsten sich Busch und Baum.
Die weißen Birken, sie biegen sich mild,
uns‘rer heimischen Göttin natürliches Bild.
Ihre Stämme so hoch, die Äste so schlank,
wie germanische Maiden so rank und blank.
Die Jungfrau Erda, die Nerthus, die Gerda,
Frija-Frigga, Frau Holde, Bechta und Hertha,
da liegt sie umworben im lockenden Licht,
das ihr bräutliche Blütenkränze verspricht.
Es begehrt sie der Herr, der Himmelsgemahl,
unser göttlicher Vater im sonnigen Strahl.
Der Namen sind viele für Sie und für Ihn,
sie kommen, sie steigen und sinken dahin:
Aramati, Aditi, Kubaba, Isis, Libera, Ischtar,
Artemis, Demeter, Rhea, Herecura und Hera.
Doch in Germaniens Gauen galt für gewiss:
All‘ die gottlichen Gaben gibt Garmangabis.