Jean-Patrick Arteault

 

 

In seinem neuen, sehr dichten Buch, in dem die Quellen sowohl in ihrer französischen Übersetzung als auch in ihrer Originalsprache (Englisch oder Russisch) ausführlich transkribiert sind, greift Lucien Cerise die Ereignisse in der Ukraine von 2013 bis 2016 im Lichte der Konzepte des ›Social Engineering‹ und der ›hybriden Kriegsführung‹ auf.

Cerise geht weit über die Schilderung der Fakten hinaus, wobei die “Maidan-Revolution” für ihn das Fallbeispiel ist, das es ihm ermöglicht, in einem Dutzend thematischer Kapitel die Grundlagen und Methoden der neuen Subversionspraktiken des westlichen Blocks und seines bewaffneten Arms, der NATO, detailliert darzulegen und zu analysieren.

Das Konzept der “hybriden Kriegsführung” oder “Kriegsführung der vierten Generation” (G4G) wurde in den Jahren nach dem Ende des ›Kalten Krieges‹ von den Generalstäben der USA, Israels und der NATO nach und nach integriert. Damit sollte einerseits der Unbeliebtheit des klassischen Krieges mit imperialistischer Zielsetzung in der westlichen Öffentlichkeit, die der Vietnamkrieg ans Licht gebracht hatte, den Fortschritten in der sozialpsychologischen Technologie und dem zunehmend vermischten und instabilen Charakter einer globalisierten Welt Rechnung getragen werden, in der die Grenzen verschwimmen, nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch zwischen Frieden und Krieg, legal und illegal, normal und anormal, zivil und militärisch usw.

Die hybride Kriegsführung kann man sich wie eine Tastatur vorstellen, auf der je nach den Umständen, aber unter Einhaltung einer sorgfältig ausgearbeiteten Strategie, konventionelle Kriegsführung, irreguläre oder asymmetrische Kriegsführung, Cyber-Kriegsführung, Terrorismus, Dreieckskonflikt, Wirtschaftskrieg, Migration, Soft Power, Metapolitik und Lobbying gespielt werden können. Das taktische Ziel besteht darin, einen Gegner zu destabilisieren, dann seine Souveränitätsstrukturen zu zerstören, einen Staatsstreich zu erreichen, wenn möglich legal, und ihn dann “umzubauen”, d. h. ihn mit seinem eigenen Wertesystem, seinen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bezugspunkten zu kolonisieren.

Was bei der Lektüre des sehr fundierten Buches von Lucien Cerise für identitäre oder radikal rechte Leser beunruhigend sein kann, ist der Nachweis, daß in dieser Strategie des Hybridkriegs die ukrainischen identitären und radikal rechten Aktivisten seit langem bewußt und mit ihrer begeisterten Zustimmung von den britischen, US-amerikanischen und israelischen Diensten wie auch von den Soros-Lobbys im Hinblick auf einen triangulierten Konflikt benutzt werden, um gegen Rußland zu kämpfen.

Der triangulierte Konflikt bedeutet, daß ein Akteur, der nicht im Vordergrund steht (oder nur als Antreiber fungiert), die Voraussetzungen dafür schafft, daß sich seine Gegner gegenseitig bedrängen.

Die meisten Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sind nicht in der Lage, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Cerise zeigt außerdem, daß diese “Nutzung” dazu führt, bei diesen Aktivisten einen Wandel in ihrer ideologischen Haltung hin zur Annäherung an die westliche Ideologie zu bewirken: Die kognitive Dissonanz zwischen ihrem behauptetem “Faschismus” und ihrem faktischen Kampf im Dienste des Liberalismus, Multikulturalismus, Zionismus und der LGBT-Ideologie auf Dauer nicht aufrechterhalten werden kann.

Das ukrainische Fallbeispiel sollte von den westlichen Identitären bedacht werden, die keine Lust haben “für den König von Preußen zu kämpfen”.

 

Quelle: Zeitschrift ›Terre & Peuple‹, Ausgabe 73

Beitragsbildquelle: KATEHON

 

 

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