
Eine spannende Analyse von ›Big Serge‹ über den Krieg und die russische Mobilisierung
Falls Sie ihn noch nicht entdeckt haben, sollten Sie sich die Zeit nehmen, den Artikel zu lesen, den “Big Serge”, einer der scharfsinnigsten Analysten des aktuellen Krieges (der seine Identität hinter dem Profil des großen Staatsministers Sergej Witte verbirgt, der vor 1914 die Industrialisierung Rußlands vorantrieb), dem historischen und politischen Kontext der aktuellen russischen Mobilisierung widmet.
Man schätzt Putin falsch ein
Es kommt oft vor, daß die bedeutendsten Männer der Welt in ihrer Zeit mißverstanden werden – die Macht ist es, die einen großen Mann umgibt und verzerrt. Dies war sicherlich bei Stalin und Mao der Fall, und es trifft auch auf Wladimir Putin und Xi Jinping zu.
Fast jeder Aspekt der westlichen Karikatur von Putin ist zutiefst falsch. Zunächst einmal ist Putin kein Demagoge – er ist kein von Natur aus charismatischer Mensch, und obwohl er im Laufe der Zeit seine Fähigkeiten als Detail-Politiker erheblich verbessert hat und bei Bedarf schlagfertige Reden halten kann, ist er kein Mensch, der das Podium liebt.
Im Gegensatz zu Donald Trump, Barack Obama ist Putin einfach nicht der Typ, der die Massen begeistert. In Rußland selbst ist sein Image eher das eines ziemlich langweiligen, aber besonnenen politischen Regierungsbeamten als das eines charismatischen Populisten. Seine anhaltende Popularität in Rußland hat viel mehr mit der Stabilisierung der russischen Wirtschaft und des Rentensystems zu tun als mit Fotos, auf denen er mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd reitet.
Darüber hinaus ist Putin – entgegen der Meinung, daß er unbegrenzte extralegale Autorität ausübt – eher auf die Einhaltung von Verfahren bedacht. Die Regierungsstruktur Rußlands läßt ausdrücklich eine sehr starke Präsidentschaft zu (dies war nach dem totalen Zusammenbruch des Staates Anfang der 1990er Jahre eine absolute Notwendigkeit), aber innerhalb dieser Parameter gilt Putin nicht als besonders aufregende Persönlichkeit, die zu radikalen oder explosiven Entscheidungen neigt. Westliche Kritiker mögen behaupten, daß es in Rußland keine Rechtsstaatlichkeit gibt, aber zumindest regiert Putin nach dem Gesetz, wobei bürokratische Mechanismen und Verfahren den Überbau bilden, in dem er agiert.
Der Hintergrund des ukrainischen Vorstoßes
Dies wurde in den letzten Tagen deutlich. Mit dem Vorrücken der Ukraine an vielen Fronten hat ein neuer Zyklus von Unheil und Triumph eingesetzt: Pro-ukrainische Persönlichkeiten jubeln über den offensichtlichen Zusammenbruch der russischen Armee, während viele Mitglieder des russischen Lagers eine Führung beklagen, die sie als sträflich inkompetent einstufen.
Während all dies auf militärischer Ebene im Gange ist, hat Putin den Annexionsprozeß ruhig durch seine rechtlichen Mechanismen geleitet: Er hat zunächst Referenden abgehalten und dann mit den vier ehemaligen ukrainischen Oblasten Verträge über den Beitritt zur Russischen Föderation unterzeichnet, die zur Ratifizierung an die Duma und dann an den Föderationsrat weitergeleitet wurden, bevor sie von Putin unterzeichnet und geprüft wurden. Während die Ukraine ihre Sommerakkumulation in die Schlacht wirft, scheint sich Putin in Papierkram und Verfahren zu verstricken. Die Verträge wurden sogar vom russischen Verfassungsgericht geprüft, und es wurden Fristen gesetzt, um die ukrainische Hrywnja als gesetzliches Zahlungsmittel abzuschaffen und durch den Rubel zu ersetzen.
Es ist ein seltsames Schauspiel. Putin bahnt sich seinen Weg durch die langweiligen juristischen Formalitäten der Annexion, scheinbar taub für den Chor, der ihm zuruft, daß sein Krieg kurz vor dem totalen Scheitern steht. Die unerbittliche Ruhe, die – zumindest öffentlich – vom Kreml ausgeht, scheint im Widerspruch zu den Ereignissen an der Front zu stehen.
Was geht hier also wirklich vor? Ist Putin wirklich so losgelöst von den Ereignissen vor Ort, daß er nicht merkt, wie seine Armee besiegt wird? Plant er in einem Wutanfall den Einsatz von Atomwaffen? Oder könnte es sich, wie Clausewitz sagt, einfach um die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln handeln?
Militärische Operationen richtig interpretieren
Von all den phantasmagorischen Behauptungen, die über den russisch-ukrainischen Krieg aufgestellt wurden, sind nur wenige so schwer zu glauben wie die Behauptung, Rußland habe die Ukraine mit weniger als 200.000 Mann erobern wollen. Tatsächlich ist eine zentrale Wahrheit des Krieges, die Beobachter einfach akzeptieren müssen, die Tatsache, daß die russische Armee vom ersten Tag an zahlenmäßig weit unterlegen war, obwohl Rußland einen enormen demografischen Vorteil gegenüber der Ukraine selbst hatte. Auf dem Papier hat Rußland eine Expeditionsstreitmacht von weniger als 200.000 Mann eingesetzt, auch wenn diese Gesamtmenge natürlich in letzter Zeit nicht an der Frontlinie in aktiven Kämpfen gestanden hat.
Der Einsatz einer leichten Truppe hängt mit dem ziemlich einzigartigen Dienstmodell Rußlands zusammen, das “Vertragssoldaten” – den professionellen Kern der Armee – mit einem Pool von Reservisten kombiniert hat, der durch eine jährliche Einberufungswelle generiert wird. Rußland verfügt somit über ein zweistufiges Militärmodell mit einer einsatzbereiten Berufstruppe von Weltklasse und einem großen Reservoir an Reservekadern, auf das zurückgegriffen werden kann, ergänzt durch Hilfstruppen wie BARS (Freiwillige), Tschetschenen und die LNR-DNR-Miliz.
Dieses zweistufige Modell des gemischten Dienstes spiegelt in gewisser Hinsicht die geostrategische Schizophrenie wider, die das postsowjetische Rußland heimgesucht hat. Rußland ist ein riesiges Land mit potenziell kolossalen kontinentweiten Sicherheitsverpflichtungen, das ein riesiges sowjetisches Erbe angetreten hat. Kein Land hat jemals eine Kriegsmobilisierungsfähigkeit von vergleichbarem Ausmaß wie die UdSSR unter Beweis gestellt. Der Übergang von einem sowjetischen Mobilisierungssystem zu einer kleineren, leichteren und professionelleren einsatzbereiten Truppe war während des größten Teils der Putin-Jahre ein integraler Bestandteil des russischen {haushaltspolitischen] Sparregimes.
Es ist wichtig zu verstehen, daß die militärische Mobilisierung als solche auch eine Form der politischen Mobilisierung ist. Die einsatzbereite Vertragstruppe erforderte ein recht geringes Maß an politischem Konsens und Zustimmung des Großteils der russischen Bevölkerung. Diese russische Vertragstruppe kann militärisch gesehen noch viel erreichen – sie kann ukrainische Militäreinrichtungen zerstören, mit Artillerie verheerende Schäden anrichten, in die städtischen Siedlungen des Donbas eindringen und einen Großteil des einheimischen Kriegspotenzials der Ukraine vernichten. Sie kann jedoch keinen mehrjährigen Kontinentalkrieg gegen einen Feind führen, der mindestens viermal so zahlreich ist wie sie und über Informationen, Befehls- und Kontrollmittel und Ausrüstung verfügt, die außerhalb ihrer unmittelbaren Reichweite liegen – vor allem, wenn die Einsatzregeln sie daran hindern, die Lebensadern des Feindes zu treffen.
Die Armee muß aus den Jahren der Haushaltssparmaßnahmen herauskommen
Es müssen mehr Streitkräfte eingesetzt werden. Rußland muß die Spararmee transzendieren (…). Es hat die materielle Fähigkeit, die erforderlichen Kräfte zu mobilisieren – es verfügt über mehrere Millionen Reservisten, riesige Ausrüstungsbestände und eine einheimische Produktionskapazität, die durch die natürlichen Ressourcen und das Produktionspotenzial des eurasischen Blocks unterstützt wird, der die Reihen um Rußland geschlossen hat. Man darf jedoch nicht vergessen, daß militärische Mobilisierung auch politische Mobilisierung bedeutet.
Die Sowjetunion konnte Dutzende Millionen junger Männer mobilisieren, um das deutsche Heer abzustumpfen, zu überwältigen und schließlich zu vernichten, weil sie über zwei mächtige politische Instrumente verfügte. Das erste war die beeindruckende und weitreichende Macht der Kommunistischen Partei mit ihren allgegenwärtigen Organen. Das zweite war die Realität.
Wie kann man mobilisieren, wenn man nicht über das Äquivalent der Kommunistischen Partei verfügt?
Putin hat kein so mächtiges Zwangsorgan wie die Kommunistische Partei, die sowohl über eine erstaunliche materielle Macht als auch über eine überzeugende Ideologie verfügte, die versprach, einen beschleunigten Weg in die nichtkapitalistische Moderne zu ebnen. Tatsächlich verfügt heute kein Land über einen politischen Apparat, der mit dieser kommunistischen Prachtmaschine vergleichbar wäre, außer vielleicht China und Nordkorea. Da Rußland also keinen direkten Hebel hat, um eine politische – und damit auch militärische – Mobilisierung zu erzeugen, muß es einen alternativen Weg finden, um einen politischen Konsens für eine höhere Form der Kriegsführung zu schaffen.
Dies ist nun geschehen, dank der Russophobie des Westens und der Gewaltbereitschaft der Ukraine. Eine subtile, aber tiefgreifende Transformation des soziopolitischen Körpers Rußlands ist im Gange.
Putin und seine Entourage waren der gesellschaftlichen Entwicklung voraus
Von Anfang an haben Putin und seine Entourage den russisch-ukrainischen Krieg in existenziellen Begriffen konzipiert. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß die meisten Russen dies verstanden haben. Stattdessen betrachteten sie den Krieg wahrscheinlich auf die gleiche Weise wie die Amerikaner die Kriege im Irak und in Afghanistan – als gerechtfertigte militärische Unternehmungen, die dennoch nur eine technokratische Aufgabe für professionelle Militärs waren; kaum eine Frage von Leben oder Tod für die Nation. Ich bezweifle sehr, daß jemals ein Amerikaner geglaubt hat, daß das Schicksal der Nation vom Krieg in Afghanistan abhängt (die Amerikaner haben seit 1865 keinen existenziellen Krieg mehr geführt), und nach der Rekrutierungskrise zu urteilen, die die US-Armee heimsucht, scheint niemand eine echte existentielle Bedrohung aus dem Ausland wahrzunehmen.
Was in den Monaten nach dem 24. Februar geschah, ist ziemlich bemerkenswert. Der für die russische Nation existentielle Krieg hat sich konkretisiert und ist für die russischen Bürger real geworden. Sanktionen und antirussische Propaganda – die die gesamte Nation als “Orks” verteufelt – haben selbst anfänglich skeptische Russen für den Krieg gewonnen und Putins Popularitätswerte sind in die Höhe geschnellt.
Eine grundlegende Annahme des Westens, daß sich die Russen gegen die Regierung wenden würden, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Videos, die zeigten, wie russische Kriegsgefangene von schäumenden Ukrainern gefoltert wurden, wie ukrainische Soldaten russische Mütter anriefen, um ihnen spöttisch mitzuteilen, daß ihre Söhne tot seien, wie russische Kinder bei Bombenangriffen in Donezk getötet wurden, dienten dazu, Putins implizite Behauptung zu bestätigen, daß die Ukraine ein von einem Dämon besessener Staat sei, der mit mächtigem Sprengstoff ausgetrieben werden müsse.
Mittendrin – was aus der Sicht von Alexander Dugin und seinen Neophyten nützlich ist – geifern die pseudointellektuellen “Blue Checks” der USA öffentlich über die Aussicht, Rußland zu “dekolonisieren und zu entmilitarisieren”, was eindeutig die Zerstückelung des russischen Staates und die Teilung seines Territoriums beinhaltet. Die ukrainische Regierung (in inzwischen gelöschten Tweets) behauptete öffentlich, daß die Russen zur Barbarei neigen, weil sie eine Bastardrasse mit einer Mischung aus asiatischem Blut sind.
Nutzen von Putins juristischem Formalismus
Gleichzeitig hat Putin seinen Plan, den ehemaligen Ostrand der Ukraine formal zu annektieren, vorangetrieben – und schließlich umgesetzt. Dadurch wurde der Krieg auch rechtlich zu einem existenziellen Kampf. Die neuen ukrainischen Vorstöße im Osten stellen in den Augen des russischen Staates nun einen Angriff auf souveränes russisches Territorium und einen Versuch dar, die Integrität des russischen Staates zu zerstören. Jüngste Umfragen zeigen, daß eine Supermehrheit der Russen dafür ist, diese neuen Gebiete um jeden Preis zu verteidigen.
Alle Bereiche sind nun aufeinander abgestimmt. Von Anfang an haben Putin und seine Leute diesen Krieg als einen existenziellen Kampf für Rußland konzipiert, um einen antirussischen Marionettenstaat von der Schwelle zu stoßen und einen feindlichen Einfall in den russischen Zivilisationsraum zu bekämpfen. Die öffentliche Meinung ist zunehmend mit dieser Idee einverstanden (Umfragen zeigen, daß das Mißtrauen der Russen gegenüber der NATO und den “westlichen Werten” in die Höhe geschnellt ist), und auch der nach der Annexion geschaffene Rechtsrahmen erkennt dies an. Die ideologischen, politischen und rechtlichen Bereiche sind nun in der Wahrnehmung vereint, daß Rußland in der Ukraine um seine Existenz kämpft. Die Vereinigung der technischen, ideologischen, politischen und rechtlichen Dimensionen hat der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Rußlands, Gennady Ziuganov, vor wenigen Augenblicken wie folgt beschrieben:
So hat der Präsident Dekrete über die Aufnahme der DVR, der LRP, der Regionen Saporoschje und Cherson in Russland unterzeichnet. Die dortigen Brücken wurden abgebrannt. Was aus moralischer und staatlicher Sicht klar war, ist nun zu einer rechtlichen Tatsache geworden: In unserem Land gibt es einen Feind, er tötet und verstümmelt die Bürger Russlands. Das Volk verlangt die entschiedenste Aktion, um seine Landsleute zu schützen. Die Zeit wartet nicht.
Der russische Präsident hat den Zeitpunkt der Mobilisierung reifen lassen
Ein politischer Konsens für eine größere Mobilisierung und Intensität wurde erreicht. Nun muß dieser Konsens nur noch in der materiellen Welt der Faust und des Stiefels, der Kugel und des Geschosses, des Blutes und des Eisens umgesetzt werden (…).
Putin hätte, ganz einfach gesagt, zu Beginn des Krieges keine groß angelegte Mobilisierung durchführen können. Er verfügte weder über einen geeigneten Zwangsmechanismus noch über eine offensichtliche Drohkulisse, um eine massive politische Unterstützung zu erreichen. Nur wenige Russen hätten geglaubt, daß eine existentielle Bedrohung im Verborgenen lauerte – man mußte es ihnen zeigen, und der Westen enttäuschte sie nicht.
Ebenso hätten wahrscheinlich nur wenige Russen die Vernichtung der ukrainischen Infrastruktur und der städtischen Versorgungsbetriebe in den ersten Tagen des Krieges unterstützt. Doch heute spricht sich die einzig lautstarke Kritik an Putin für eine weitere drastische Verschärfung der Lage in Rußland aus.
Das Problem mit Putin ist aus russischer Sicht, daß er nicht weit genug gegangen ist. Mit anderen Worten: Die Massenpolitik ist der Regierung bereits zuvorgekommen, wodurch die Mobilisierung und Eskalation politisch bedeutungslos geworden sind. Vor allem müssen wir uns daran erinnern, daß Clausewitz’ Maxime nach wie vor zutrifft. Die militärische Situation ist nur eine untergeordnete Komponente der politischen Situation, und die militärische Mobilisierung ist auch eine politische Mobilisierung – eine Manifestation der politischen Teilhabe der Gesellschaft am Staat.
Die weitere Entwicklung der Ereignisse
Die Offensivphase der Ukraine geht an mehreren Fronten weiter. Sie drängen in den Norden von Lugansk, und nachdem sie in Cherson wochenlang mit dem Kopf gegen die Wand schlugen, haben sie endlich territoriale Fortschritte gemacht. Doch gerade heute erklärte Putin, daß es notwendig sei, die Kinder in den neu aufgenommenen Oblasten medizinisch zu untersuchen und die Schulhöfe wieder aufzubauen. Was geht hier vor? Ist er völlig losgelöst von den Ereignissen an der Front?
Es gibt wirklich nur zwei Möglichkeiten, die Geschehnisse zu interpretieren. Die erste ist die des Westens: Die russische Armee ist besiegt, erschöpft und vom Schlachtfeld vertrieben. Putin ist geistesgestört, seine Kommandeure sind inkompetent und die einzige Karte, die Rußland noch ausspielen kann, ist, betrunkene und unausgebildete Wehrpflichtige in den Fleischwolf zu werfen.
Die andere Interpretation ist die von mir vertretene, daß Rußland sich auf eine Eskalation und eine Winteroffensive vorbereitet und sich derzeit in einem kalkulierten Tauschhandel befindet, bei dem es Raum im Tausch gegen ukrainische Zeit und Verluste abgibt.
Rußland zieht sich weiterhin zurück, wenn seine Stellungen operativ gefährdet sind oder wenn es mit einer überwältigenden Anzahl von Ukrainern konfrontiert ist, aber es achtet darauf, seine Kräfte aus der operativen Gefahr herauszuziehen. In Lyman, wo die Ukraine drohte, die Garnison einzukesseln, setzte Rußland mobile Reserven ein, um das Dorf zu räumen und den Abzug der Garnison sicherzustellen. Die “Einkreisung” der Ukraine löste sich in Luft auf, und das ukrainische Innenministerium sah sich bizarrerweise gezwungen, ein Video mit zerstörten Zivilfahrzeugen als “Beweis” für die Vernichtung der russischen Streitkräfte zu twittern (und dann zu löschen).
Rußland wird sich in den kommenden Wochen wahrscheinlich weiter zurückziehen, indem es intakte Einheiten unter seinem Artillerie- und Luftwaffenschirm abzieht, die Bestände der Ukrainer an schwerem Gerät reduziert und ihre Arbeitskräfte verschleißt. Unterdessen wird in Belgorod, Saporoshje und auf der Krim weiterhin neue Ausrüstung aufgebaut.
Meine Prognosen bleiben unverändert: ein episodischer Rückzug der Russen, bis sich die Front etwa Ende Oktober stabilisiert hat, gefolgt von einer operativen Pause, bis der Boden gefriert, dann eine Eskalation und eine Winteroffensive Rußlands, wenn es genug Einheiten zusammengezogen hat.
Im Kreml herrscht eine beunruhigende Ruhe
Die Mobilisierung ist in vollem Gange – 200.000 Mann absolvieren derzeit ein Auffrischungstraining auf russischen Schießplätzen. Züge mit militärischer Ausrüstung strömen weiterhin über die Kertsch-Brücke, doch die ukrainische Offensive geht weiter, ohne daß an der Front eine russische Verstärkung zu sehen ist. Die Diskrepanz zwischen dem Stoizismus des Kreml und dem Verfall der Front ist auffällig.
Aber die Söhne Rußlands werden wieder dem Ruf des Mutterlandes folgen, wie sie es 1709, 1812 und 1941 getan haben.
Während die Wölfe abermals vor der Türe lauern, steht der alte Bär wieder auf und wird kämpfen.
So sehr ich die Analyse der unmittelbaren taktischen Maßnahmen Russlands in der Ukraine teile, fehlt mir der Blick auf die russische Metapolitik des Systems Putin. Ich interpretiere das Handeln des russischen Präsidenten, vor allem auch unter dem globalen Aspekt der westlichen Zerstörungswut nationaler Staaten zugunsten des Anspruchs auf alleinige Weltherrschaft. Lange habe ich gebraucht, die Aktionen Russlands und Chinas nicht als Vorläufe der WEF Weltzerstörung zu verdächtigen. Russland hat sich mit seinem militärischen Engagement in nahezu allen Weltgegenden (Syrien, Ägypten, Westafrika, Südamerika etc) eine geradezu herkulische Aufgabe auferlegt und Verbündete geschaffen und betrachtet den Grenzkonflikt mit der Ukraine als völlig natürliche Aufgabe eines Staats, seine Landsleute auch jenseits der durch fremde Mächte willkürlich gezogenen Grenzen zu beschützen (vgl. 1939: “Ab 5:45 h wird nun zurückgeschossen”) Im Gegensatz zur geografischen Situation Deutschlands 1939, haben die heutigen Gegner Russlands keine unbegrenzten Resourcen und die Restwelt als Kanonenfutter verfügbar, der Gegner ist vielmehr ein entlarvtes, perverses, völlig blutleeres und verrottetes, zerfallendes, materialistisches Rest-Imperium auf dem Weg in den Orkus der Geschichte. Die Zukunft der Welt erhält derzeit neue Perspektiven und die Machtcliquen an den Regierungen des sogen. Werte-Westens zittern sichtbar um ihre Pfründen. Ganz besonders deutlich wird dies an dem hysterischen Kriegsgeschrei der baltischen Länder und Polens. In dem legendären Putin-Interview mit Oliver Stone hat Putin klar und deutlich gesagt, was ihn bewegt: “Nach dem von den üblichen Zerstörungskräften verursachten Zusammenbruch der Sowjetunion und der Ausgliederung der peripheren ex-Sowjetrepubliken, fanden sich plötzlich mehr als 2 Mio Russen “ausgebürgert” wieder, als maltretierte Minderheiten in Republiken wie Estland (30% Russen), Lettland und Lithauen. ”
Wenn diese “neuen Republiken” – nach dem Beispiel der Ukraine – die Russen gar zwingen, sich neue Familiennamen zuzulegen und alle russischen Wurzeln zu verleugnen, ist die Furcht dieser Staaten vor Schutzmaßnahmen durch Mütterchen Russland in den korrupten Machtzirkeln des WEF ganz sicher angebracht. In den USA ergab eine Umfrage, ob die USA mit allen NATO-Mitgliedern, einen atomaren Krieg gegen Russland führen sollte, zur Verteidigung einer der Baltenrepubliken – und die Antwort war ein überwältigendes NEIN. Die USA zerreißen derzeit an ihren eigenen inneren Problemen. Das kann bedeuten, daß die israelischen Machthaber den Atomschlag doch noch anordnen, bevor ihnen die Restmacht über EU und NATO zerrinnt. Ich denke (hoffe), daß die inneren Probleme des “Westens” (EU+NATO) zuerst zu deren Zusammenbruch führen, bevor der Untergang der Welt als talmudische Option wahr wird. ” Während die Wölfe abermals vor der Türe lauern, steht der alte Bär wieder auf und wird kämpfen.” Es sind nur noch wenige Wölfe und es werden jeden Tag weniger. Es gibt insofern Grund zu Optimismus. Ich glaube, am Horizont einen silbernen Lichtschein zu erkennen und sende Euch herzliche Lichtgrüße!
Wir stimmen mit dieser sehr guten Analyse vollkommen überein! Vielen Dank für den wertvollen Kommentar!
Brillant!