Edouard Husson

 

Ein neuer Wert des Westens: Krieg führen, um die Existenz eines Landes zu erhalten, in dem der Körper von Frauen schamlos ausgebeutet wird.

Die Visegrad Post berichtet darüber:

BioTexCom, der größte Anbieter von Leihmutterschaft im Land, wirbt offen für seine Dienstleistungen und Produkte in Frankreich, z. B. auf der Website mereporteuse.info, und französische Kunden können die Geburtsurkunden ihrer durch eine Leihmutterschaft geborenen Kinder problemlos von der französischen Botschaft in Kiew umschreiben lassen. Die Kosten für das Verfahren in der Ukraine liegen zwischen 40.000 und 65.000 Euro und sind deutlich niedriger als die Kosten für eine in den USA durchgeführte Leihmutterschaft, die zwischen 130.000 und 160.000 US-Dollar liegen, wo das Verfahren aber im Gegensatz dazu auch homosexuellen Paaren und unverheirateten Personen offen steht. Eine Leihmutter in der Ukraine erhält nur 13 000 Euro, von denen ein großer Teil erst nach der Übergabe des Kindes in die Hände der Käufer bezahlt wird.

In den westlichen Ländern, während der Krieg in der Ukraine weiterhin tobt, läßt die Kampagne, die Gesellschaft mit der Leihmutterschaft vertraut zu machen, nicht nach – im Gegenteil. Artikel über das Fruchtbarkeitsdrama und die große Geste des Altruismus, die die Leihmutterschaft darstellen soll, häufen sich in den herrschenden, meist progressiv-liberal orientierten Medien. Wie zu Beginn der vom Covid ausgelösten Gesundheitskrise, als die Grenzen geschlossen blieben und die Rückgabe des gekauften Kindes ebenfalls unmöglich war, fordern die genetischen Eltern oder “Wunscheltern”, die als Kollateralopfer des Krieges dargestellt werden, offen die Intervention der Regierungen, um ihnen den Abschluß der Transaktion zu ermöglichen, selbst wenn die Leihmutterschaft in ihrem Herkunftsland theoretisch verboten bleibt. Fast niemand befaßt sich mit dem Schicksal von Frauen, die aus einem einzigen Grund Leihmütter geworden sind: Armut. Niemand fragt nach, was aus ihnen wird, vor allem nicht, während ukrainische Städte unter Bomben stehen. Niemand stellt sich die Frage, wie sie mit der Trennung von dem Baby umgehen, das sie in ihrem Bauch getragen haben, obwohl sie wissen, daß sein Leben in Gefahr ist. Für ukrainische Leihmütter, die das Baby noch in ihrem Bauch trugen, als die Feindseligkeiten ausbrachen, ist die Flucht in den Westen, um dort zu entbinden, keine Option, da die Länder westlich der Ukraine die Leihmutterschaft nicht anerkennen und die Leihmütter dann automatisch zu rechtmäßigen Müttern dieser Kinder werden würden, da ihr Leihmutterschaftsvertrag null und nichtig wäre.”

Hier befinden wir uns im Herzen der schäbigsten europäischen Realität. Bewußt oder unbewußt projiziert der Westen all seine Dystopien auf die Ukraine. Der Lebensstandard in der Ukraine ist so niedrig, daß einige ukrainische Frauen ihre Körper an westliche Paare für eine Leihmutterschaft verkaufen.

Die Ukraine ist auch das Land der ehemaligen Sowjetunion, in dem Frauen nach 1990 am stärksten vom Phänomen des “Menschenhandels” für die Prostitution im Ausland betroffen waren: Schätzungen zufolge wurden in den ersten zehn Jahren der Unabhängigkeit des Landes 500.000 Frauen in “Frauenhandelskanälen” aus dem Land gelockt. Heute gibt ein Drittel der 100.000 Frauen, die sich im Land prostituieren, an, daß sie eine zweite Einkommensquelle benötigen. Die Leihmutterschaft gehorcht denselben Ernährungsgründen. Und was oben von BioTexCom beschrieben wird, zeigt, daß die Ausbeutung von Frauen systematisch organisiert ist, ob es sich nun um “Leihmutterschaft”, Prostitution oder Pornografie handelt!

Der Krieg verschärft dieses Phänomen noch. Bevor die Ukraine endgültig im Chaos versank, gehörte sie zu einer “internationalen Arbeitsteilung”, die vom fortschrittlichen Westen gedacht war, für den die Vermarktung des Frauenkörpers kein Problem ist.

Wenn man sich entschließt, für ein Land zu kämpfen, sollte man wissen, wofür man kämpft. Anstelle lyrischer Verse über ein “bewaffnetes Volk, das für seine Souveränität und Freiheit kämpft und unsere Werte verteidigt”, sollten wir besser anerkennen, daß unsere Regierungen – unter anderem – das Recht verteidigen, den Körper ukrainischer Frauen auszubeuten und zu instrumentalisieren, was jegliche Ethik und die Würde der Menschen mißachtet.

Quelle (Auszug): https://lecourrierdesstrateges.fr/2022/09/23/pourquoi-les-occidentaux-aiment-tant-lukraine-1-gpa-et-trafic-de-bebes/

 

Siehe auch: https://netzfrauen.org/2020/01/20/babytrafficking-2-2/

 

Print Friendly, PDF & Email