
Erwan Castel
Der Westen hat uns den totalen Krieg erklärt,
einen Krieg gegen die gesamte russische Welt,
Und niemand verheimlicht ihn jetzt!
Sergej Lawrow, russischer Außenminister
Seit diesem Mai eskalieren die Kämpfe um Sewerodonezk, Kramatorsk und Donezk und ziehen alle Blicke auf sich, doch der Krieg beschränkt sich nicht auf den Donbass und wird auch nicht mit seiner baldigen Befreiung enden, denn Moskau hat durch seine Intervention in diesen ukrainischen Krieg, der den Donbass seit acht Jahren in Brand setzt, beschlossen, einen eitrigen Abszeß an seinen Grenzen aufzureißen, bevor die westliche Gangrän ihrerseits die Völker Rußlands bedrohen wird.
Nachdem es der globalistischen Plutokratie 2014 nicht gelungen war, die Krim und den Donbass gegen den Willen ihrer Völker einzunehmen, beschloß sie, Rußland in den totalen Krieg zu treiben, von militärischen Provokationen bis hin zu Verstößen gegen internationale Abkommen, und ging sogar so weit, für dieses Jahr eine neue Offensive Kiews im Donbass, seine Integration in die NATO und eine nukleare Komponente für die ukrainischen Streitkräfte zu programmieren.
Jeder Mensch mit einem Funken Verstand im Hirn sollte verstehen, daß diese kriegerische Situation an seinen Grenzen für Moskau schlichtweg inakzeptabel war.
Aber in ihrer üblichen freiwilligen Knechtschaft ist die Willfährigkeit der westlichen Bevölkerungen sogar zur Komplizin des organisierten Chaos geworden, dessen Kollateralopfer sie selbst sind, und schlimmer noch, die Mehrheit der wenigen politischen Stimmen, die es anprangern, schlagen in einer erbärmlichen reaktionären Faulheit vor, das Salz kommunitaristischer Ideologien auf die Wunde des Globalismus zu streuen, die eben seit Jahrhunderten an der fortschreitenden Unterwerfung der Völker mitwirken, die seine Plutokratie heute vollendet.
Und in dieser Endphase des Kapitalismus, in der alles in einer institutionalisierten Ununterscheidbarkeit umgekehrt ist, halten sich Reaktionäre für Revolutionäre und Nationalisten für Patrioten, ebenso wie Menschenrechtler für Sozialisten und Kommunisten für…. Kommunisten!
Befreit das Vaterland, eure Kinder, eure Frauen, die Heimstätten der Götter und die Gräber eurer Vorfahren, jetzt, meine Brüder, ist die Stunde des Kampfes gekommen, des höchsten Kampfes.
Ich möchte meine Überlegungen a-politisch halten, da dieser Bereich bis in die systemischen Gegensätze hinein durch diesen krankhaften Anthropozentrismus pervertiert ist, der unsere Spezies seit Jahrtausenden in die selbstmörderischen Hirngespinste von Macht, Profit und Maßlosigkeit treibt. Und in dieser Hinsicht mißtraue ich allen bürokratischen Staatsformen, die sämtliche Regierungen in die Gruben der Vetternwirtschaft, des Klientelismus, der Korruption und der Lüge führen … und manchmal, wie in der Ukraine, in die Abgründe der Unterdrückung und des Krieges.
Selbst die schönsten Projekte wie das der “Volks “republik Donezk, die immer noch Opfer einer hartnäckigen postsowjetischen atavistischen Korruption ist, entgehen dieser mafiösen Perversion jeglichen ideologischen Staatismus nicht… Daher dieses weitere Interesse an einer radikalen Übernahme des Donbass durch Rußland, die endlich die Scheiße wegräumen wird, die sich seit der Ermordung von Präsident Sachartschenko in einigen Ministerien von Donezk ansammelt.
Diese acht Jahre alte Blase, die die russischen Streitkräfte gerade aufgestochen haben, ist kein ukrainisch-ukrainischer oder gar russisch-ukrainischer Konflikt, sondern ein totaler Krieg, der von den Gemeinschaften des Seins gegen die Gesellschaft des Habens geführt wird, für die alle Nationalismen und Kommunitarismen nur die nützlichen Idioten sind, die als Trittbrett für die Globalisierung des Kapitalismus dienen, der sie geschaffen hat.
Und jeder, der bei der Bekämpfung dieses Globalismus, der die menschliche Spezies in der Abhängigkeit von ihrer Warenwirtschaft versklavt, vor allem aber den Planeten und sein natürliches Gleichgewicht zerstört, dafür plädiert, zu einem früheren System oder Glauben “zurückzukehren”, kultiviert nur erneut den faulen Boden, aus dem die Macht des Geldes über den Staat hervorgegangen ist, während es, wie es uns die traditionelle Landwirtschaft lehrt, angebracht wäre, ihn vor der neuen Aussaat zu verbrennen…
Sich in kommunitaristische Fantasien zu flüchten, um den Globalismus zu bekämpfen, trägt genauso zur Versklavung der Völker bei, wie in eine feige und individualistische Apathie zu verfallen.
Wie die Eroberung eines ukrainischen Grabens durch eine russische Sturmtruppe mit Granaten muß auch der Kampf gegen den Globalismus Meter für Meter ins Unbekannte eines neuen Paradigmas führen, das völlig außerhalb jedes bestehenden Staatssystems oder jeder nationalistischen oder sozialistischen Ideologie erdacht und vor allem aufgebaut werden muß.
Dies ist nur meine bescheidene Meinung, die auf Erfahrung und nicht auf Glauben beruht, auf offenen Überlegungen und nicht auf feststehenden Gewißheiten und vor allem auf der natürlichen Ordnung eines universellen Gemeinsinns und nicht auf den Phantasien universalistischer manichäistischer Ideologien, in denen sich die Lakaien des Globalismus suhlen, aber auch so viele, die behaupten, sich ihm zu widersetzen…
Alles Gute, Große, Großzügige, Unabhängige im Menschen wird nach und nach stumpf und rostet wie ein Messer, das ohne Gebrauch geblieben ist. Die Lüge wird zur Tugend, die Plattitüde zur Pflicht. Sich bereichern, den Augenblick genießen, seine Intelligenz, seinen Eifer, seine Energie erschöpfen, egal wie, wird zur Parole der wohlhabenden Klassen wie auch der vielen armen Leute, deren Ideal es ist, bürgerlich zu erscheinen. Dann wird die Verderbtheit der Regierenden – des Richters, des Klerus und der mehr oder weniger wohlhabenden Klassen – so empörend, daß das gegenläufige Ausschwingen des Pendels beginnt.
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin